Die neue Fürstin vom Bettelbühl

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HEUNEBURG

Die Kelten lebten fürstlich. Das zeigen Funde aus der Nekropole Bettelbühl bei der Heuneburg. Darunter: filigraner Goldschmuck, Geschmeide aus Bernstein und zunächst rätselhafte Bronzeplatten.

 
Klaus-Dieter Linsmeier ist Archäologiejournalist im Raum Heidelberg. Er war Redakteur bei »Spektrum der Wissenschaft« und dort Koordinator für Archäologie und Geschichte.
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BERGUNG EINER GRABKAMMER MIT FRÜH-KELTISCHEM PRUNKGRABZwei Schwerlastkräne waren nötig, um einen rund 80 Tonnen schweren und acht mal sechs Meter großen Block anzuheben. Anschließend brachte man ihn in die Labore des Landesamts für Denkmalpflege zur genauen Untersuchung. In dem Block befindet sich ein großes und aufwändig gestaltetes Kammergrab, das aus dem sechsten Jahrhundert vor Christus stammt.
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Wie gewichtig Archäologie sein kann, wissen die Keltologen des Landesamts für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart (LAD ) nur zu gut. Seit Monaten arbeiten sie sich in einem Speziallabor durch einen etwa 80 Tonnen schweren Block aus Kies, Erde und den Überresten eines Grabschachts der Nekropole Bettelbühl im Kreis Herbertingen. Die gehört in den Dunstkreis der frühkeltischen Heuneburg, die seit den ersten systematischen Grabungen 1950 eine bemerkenswerte Karriere hinlegte: vom vermeintlich einfachen Fürstensitz am Oberlauf der Donau zum Herz einer fast schon städtisch anmutenden Großsiedlung, einem Machtzentrum mit internationalen Verbindungen.

Der Prähistoriker Dirk Krausse und sein Team sind davon überzeugt, dass die Heuneburg zwischen etwa 620 und 450 v. Chr. als Global Player mit Kulturen des Mittelmeerraums auf Augenhöhe verkehrte. Als der griechische Geschichtsschreiber Herodot zur Mitte des 5. Jahrhunderts v. Chr. von einer Keltenmetropole namens Pyrene sprach, meinte er vermutlich das, was wir heute als Heuneburg kennen.

Wo heutzutage Störche ein gutes Auskommen finden, ragten vor rund 2600 Jahren mindestens sieben Grabhügel (Tumuli) auf. Es ist die Nekropole Bettelbühl, drei Kilometer von der eigentlichen Heuneburg entfernt. Der Friedhof, benannt nach dem dort fließenden Bach, war Teil eines dichten Netzwerks aus Höhen- und Talsiedlungen, Begräbnis- und Kultstätten. Wind, Wetter und Pflugscharen – das Gelände diente jahrzehntelang als Ackerfläche – hatten die beiden nördlichsten Grabhügel völlig eingeebnet, als Archäologen dort bei Feldbegehungen im Jahr 2000 auf interessante Scherben stießen. Zwei Lehrgrabungen gingen dem einige Jahre später nach und brachten Spuren einfacher Bestattungen zum Vorschein: Reste von Keramik, Pfostenlöcher und Gräben. Leider hatte ein saurer, mooriger Boden bis auf einen Knochen alle organischen Substanzen aufgelöst.

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