Schwimmende Windparks für grünen Wasserstoff

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Für eine klimaneutrale Zukunft ist grüner Wasserstoff unverzichtbar. Ein neues Projekt zeigt, wie sich große Mengen davon erzeugen lassen: auf dem offenen Meer mit schwimmenden Windturbinen – samt sicherer Lagerung und Transport in Tanks mit organischen Ölen.

von ULRICH EBERL

140 Kilometer vor der norwegischen Küste befindet sich der derzeit weltgrößte Windpark mit schwimmenden Rotoren.
Ole Jørgen Bratland/Equinor

Die malerischen Buchten am Fensfjord nördlich der norwegischen Hafenstadt Bergen gelten als exzellente Plätze, um Dorsche zu fangen. Doch wer hier im Sommer 2023 seine Angel auswarf, hatte nicht nur Augen für die Fische. Denn gleich mehrfach zogen Schlepper gigantische Objekte aus dem Fjord hinaus aufs offene Meer: Bauten, die von der Wasseroberfläche bis zu ihrer Spitze den höchsten Kirchturm der Welt – das Ulmer Münster – noch um ein gutes Stück überragten.

Es waren schwimmende Windkraftanlagen, die am Hafen Wergeland im Fensfjord montiert worden waren. Wie an kaum einem anderen Ort lässt sich dort der Epochenwandel studieren, dem sich die Energiewirtschaft stellen muss. Gegenüber, auf der anderen Seite des Fjords, liegt der Industriepark Mongstad mit der größten Ölraffinerie Norwegens. Doch an den Kaimauern von Wergeland arbeiten nun die Windkraftpioniere. Dort steht die neueste Touristenattraktion Norwegens: einer der größten Kräne der Welt, der 5.000 Tonnen Gewicht auf mehr als 200 Meter Höhe heben kann.

Ein Riesenkran in Aktion

Wie Lego-Bausteine setzt dieser Kran die Einzelteile der Windturbinen zusammen: einen langen Turm auf einen noch größeren flaschenförmigen Unterbau, der wie eine schwere Ballastboje 90 Meter nach unten ins Wasser ragt, um die gesamte Anlage stabil zu halten. Auf den Turm platziert der Kran dann die sogenannte Nacelle – die Gondel mit dem Stromgenerator –, und an diese wiederum drei mehr als 80 Meter lange, elegant wie Säbel geschwungene Rotorblätter. Wenn sie sich im Wind drehen, überstreichen sie eine Fläche, die so groß ist wie drei Fußballfelder.

Insgesamt elf dieser Anlagen wurden in den letzten beiden Jahren vom Fensfjord in die Nordsee geschleppt, wo sie – 140 Kilometer vor der Küste – über starke Seile und Anker am 300 Meter tiefer liegenden Meeresboden befestigt wurden. Ende August 2023 schwebte schließlich der norwegische Kronprinz Haakon per Hubschrauber ein, um „Hywind Tampen“ offiziell in Betrieb zu nehmen: den derzeit größten schwimmenden Windpark der

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