Hinweise auf erreichten Kipppunkt verdichten sich

2 min lesen

ANTARKTIS

Der Klimawandel veränder t nun auch das Südpolarmeer. Beobachtungen und Statistik deuten auf einen kritischen Übergang in der Antarktis hin – mit globalen Folgen.

Das Eis des Südozeans ist Teil eines komplexen Netzwerks von Stoffund Energieflüssen mit globalen Auswirkungen.
MARTIN WAHLBORG / GETTY IMAGES / ISTOCK

D as Millionen-Jahre-Minimum des MeereisesrundumdieAntarktis,das im Jahr 2023 Fachleute weltweit erstaunte, war eventuell ein Signal für grundlegende globale Veränderungen. Schon im September 2023 hatten zwei australische Forscher die These aufgestellt, das Meer um den Südkontinent sei in einen neuen Zustand übergegangen – ein möglicher Klima-Kipppunkt. Nun stützen zwei neue Publikationen diese Vermutung und zeigen außerdem mögliche globale Konsequenzen der Veränderungen am südlichen Pol der Erde auf. Denn die Antarktis ist zwar abgelegen, aber keineswegs isoliert. Der Südozean, der den gefrorenen Kontinent umströmt, spielt eine entscheidende Rolle für das weltweite Strömungssystem in den Meeren, und der Energiehaushalt der Polarregionen beeinflusst das Wetter bis in die Tropen.

Die Regionen nahe dem Äquator nehmen sehr viel Sonnenenergie auf, während die Polarregionen netto Energie verlieren. Das Ergebnis ist ein konstanter Strom von Energie von den Tropen in höhere Breiten, der das Wetter der Zonen dazwischen antreibt – zum Beispiel auch den Jetstream und die Tiefdruckgebiete in Europa. Doch wie nun Hamish D. Prince und Tristan S. L’Ecuyer von der University of Wisconsin-Madison in den USA berichten, verändert sich der Energiehaushalt auf der Südhalbkugel. Laut ihrer Analyse, die sie jetzt in der Fachzeitschrift »Journal of Climate« veröffentlicht haben, nimmt die Antarktis immer mehr Wärme auf, während sich die Abstrahlung nicht verändert.

Ursache ist der deutliche Rückgang des antarktischen Meereises seit etwa 2015; dadurch nimmt das darunterliegende Wasser mehr Sonnenwärme auf. Im Zeitraum von 2000 bis 2020 sank das Energiedefizit der Antarktis, das die Wettermaschine der Südhalbkugel antreibt, laut der Analyse um 1,4 Prozent. Darin ist das extreme Meereis-Minimum von 2023 noch nicht enthalten. Zukünftige geringe Meereisbedeckung rund um die Antarktis könnten den Trend womöglich noch verstärken. Fachleute warnen zwar davor, aus solchen relativ kurzen Datenreihen langfristige lineare Trends abzuleiten, aber die Indizien verdichten sich, dass es langfristig auf dem Südozean weniger Eis geben wird.

Das antarktische Meereis scheint tatsächlich eine Art Kipppunkt erreicht zu haben. Statistische Argumente dafür präsentiert eine Arbeitsgruppe um Will Hobbs von der University of Tasmania ebenfalls im »Journal of Climate«. Die Fachleute sehen zwei Anzeichen für einen Prozess namens »critical slowing down«, der einen kritischen Übergang zwischen

Dieser Artikel ist erschienen in...

Ähnliche Artikel

Ähnliche Artikel