Wie entsorgt man einen Kernfusionsreaktor?

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TECHNIK

17 Jahre: So lange sollen die Arbeiten an der Stilllegung des 1983 in Betrieb genommenen Kernfusionsreaktors Joint European Torus dauern. Forscher hoffen, viel dabei zu lernen.

PETER HANSEN / STOCK.ADOBE.COM

Die Stilllegung einer der weltweit führenden Kernfusionsreaktoren hat begonnen, knapp 40 Jahre nach seiner Inbetriebnahme. Fachleute werden den voraussichtlich 17 Jahre dauernden Abbau des Joint European Torus (JET) in der Nähe von Oxford in noch nie da gewesener Ausführlichkeit untersuchen – und die Erkenntnisse nutzen, um künftige Fusionskraftwerke sicher und effizient zu gestalten.

»Wir fangen an, ernsthaft über Fusionskraftwerke nachzudenken«, sagt Rob Buckingham, der bei der britischen Atomenergiebehörde (UKAEA), die JET beaufsichtigt, für die Stilllegung zuständig ist. »Das bedeutet, den gesamten Lebenszyklus der Anlage im Blick zu haben.«

Elizabeth Gibney ist Autorin der Zeitschrift »Nature«.

Kernfusion ist ein quantenmechanischer Prozess, der auch der Sonne ihre Strahlkraft verleiht. Eine darauf aufbauende Technologie könnte der Menschheit eine nahezu unbegrenzte, saubere Energiequelle bieten. Allerdings erfordert die Umsetzung komplexe ingenieurtechnische Prozesse, die noch nicht erprobt sind; zudem gestaltet sich auch eine Nutzung der entstehenden Energie als äußerst schwierig. Deshalb dürfte es noch Jahrzehnte bis zu kommerziellen Kernfusionsreaktoren dauern.

Dennoch treiben Forscherinnen und Forscher die Entwicklung der Reaktoren stetig voran. 2022 hat JET die größte durch Fusion geschaffene Energiemenge erzeugt. Und die US-amerikanische National Ignition Facility (NIF) in Livermore, Kalifornien – das Flaggschiff der US-amerikanischen Fusionsforschung – produziert inzwischen bei einer Fusionsreaktion routinemäßig mehr Energie, als zugeführt wird. In den Berechnungen der NIF ist jedoch nicht der gesamte Energiebedarf für den Betrieb der Anlage enthalten. Diesen müssten Fusionskraftwerke überschreiten, um wirklich kostendeckend zu arbeiten. Trotzdem haben Medien und Fachleute diese ersten Erfolge gefeiert.

JET-FUSIONSREAKTOR | Die Metallplatten im Inneren des Joint European Torus sind von Tritium durchsetzt, einem radioaktiven Wasserstoffisotop.
CEA-IRFM/EUROFUSION / ZUMAPRESS.COM / PICTURE ALLIANCE

Wohin mit den Brennstoffresten?

JET dient als Prüfstand für ITER, einen zirka 22 Milliarden Euro teuren Fusionsreaktor, der in der Nähe der südfranzösischen Stadt Saint-Paul-lès-Durance gebaut wird. Dieser soll in den 2030er Jahren in Betrieb gehen und belegen, dass sich die Kernfusion als Energiequelle eignet. Anhand der Erfahrungen, die bei JET gesammelt wurden, haben Forschende die Materialien zum Bau von ITER sowie den zu verwendenden Brennstoff ausgewählt.

Der schwierigste Teil der Stilllegung des JET-Standorts ist de

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