Kann hier jemand mal Licht machen?

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KOSMOLOGIE

Die Kosmologie braucht die Dunkle Energie, um ihr Standardmodell zu retten. Dabei weiß niemand so recht, was das überhaupt sein soll. Schwarze Löcher könnten eine Erklärung liefern.

Johanna Michaels hat Philosophie und Physik studiert und ist Wissenschaftsjournalistin in Berlin.
NASA, ESA, CSA, STSCI / WEBB′S FIRST DEEP FIELD UNVEILED (NIRCAM IMAGE)

Das Universum ist ein dunkler Ort. Zwar ist der nächtliche Himmel übersät mit funkelnden Sternen, rund 3000 kann man mit bloßem Auge erkennen. Allein in unserer Galaxie sind es mindestens rund 100 Milliarden. Das ergibt einen ziemlich großen Teppich an kleinen Kerzen. Lange Zeit beschränkte sich die Kosmologie auf die Erforschung ebensolcher sichtbarer Objekte. Doch vor 30 Jahren knipste eine Erkenntnis den Kosmologinnen und Kosmologen schlagartig das Licht aus: All die Elektronen, Protonen und Neutronen, aus denen Sterne, Planeten und alles Übrige im Weltall bestehen, machen gerade einmal etwas mehr als vier Prozent des Universums aus. Die restlichen knapp 96 Prozent liegen buchstäblich im Dunkeln – weil man sie bisher nicht direkt beobachten konnte, aber auch, weil niemand genau weiß, was sie überhaupt sind.

Der Löwenanteil dieser 96 Prozent wird als Dunkle Energie bezeichnet. Diese ist nach unserem heutigen Verständnis dafür verantwortlich, dass sich unser Universum ausdehnt. Allerdings tappen die Fachleute völlig im Dunkeln, wenn es darum geht, diese treibende Kraft genauer zu beschreiben. Die experimentell gesammelten Daten lassen vielfältige Schlüsse zu: von einer fünften Grundkraft bis hin zu mysteriösen Teilchen. Im Februar 2023 hat ein Forschungsteam um den Astrophysiker Duncan Farrah von der University of Hawaii eine hitzige Diskussion in der Fachwelt ausgelöst. Eine Auswertung von gesammelten Beobach-tungsdaten führte die Forschenden zu einer überraschenden These: Die rätselhafte Dunkle Energie könnte sich im Inneren Schwarzer Löcher verbergen.

Auch wenn diese Annahme manche Beobachtungen erklären würde, wirft sie allerlei neue Fragen auf –insbesondere in Bezug auf Schwarze Löcher. Viele Fachleute stellen deshalb die These von Farrah und seinem Team in Frage. Doch brauchbare Alternativen für die Deutung Dunkler Energie sind bisher Mangelware. An Ideen fehlt es nicht, aber ohne empirische Hinweise, die sie stützen oder verwerfen, wird das physikalische Problem schnell philosophisch: Was sollte eine physikalische Theorie erfüllen? Genügt es, wenn sie einfach ist und zu den Beobachtungen passt? Oder muss sie bis ins kleinste Detail erklären können, was vor sich geht?

Ein Blick ins Dunkel offenbar t noch mehr Dunkelheit

Dass die Dunkle Energie existieren muss, hat wie so vieles in der Physik mit Albert Einstein zu tun. Die allgemeine Relativitätstheorie ist die nach heutigem Stand beste Theorie, um zu beschr

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