QUER EINSTIEG

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Von der Tartanbahn auf die höchste Ebene des Frauen-Radsports: Carina Schrempf war bis vor zwei Jahren Leichtathletin – heute fährt sie für das Top-Team Fenix-Deceuninck. Ihr Umstieg, ihr Weg, ihr Training.

Ein „Schlag“ nach dem anderen trifft sie – hunderte pro Minute. 40, 42, 44 km/h. Ihr Rad rattert. Mehrmals pro Sekunde treffen die Reifen ihres Rennrads auf die kleinen Felsblöcke, aus denen das berühmte Pavé besteht: die Kopfsteinpflaster-Steine Belgiens. Die Distanz: 132 Kilometer. Die zweite Rennhälfte ist geprägt von den berühmten „Hellingen“, kurzen teils steilen Pflaster-Anstiegen. Der berühmteste davon ist wohl die „Muur-Kappelmuur“. Dessen Daten: 1,2 Kilometer Länge, 7,0 Prozent Durchschnittssteigung. Der Name des Rennens: Omloop Het Nieuwsblad. Es ist das fünfte Rennen ihrer Saison – und ihr fünftes Rennen als Profi-Fahrerin. Carina Schrempf aus Österreich ist angekommen. Ganz oben, im Feld der besten Fahrerinnen der Welt.

Top-Rennen & Geschwindigkeit

Am Ende – nach 4:06 Stunden Fahrzeit – gewinnt die belgische Weltmeisterin Lotte Kopecky ihr Heim-Rennen vor ihrer SD Worx-Teamkollegin Demi Vollering, der mit Abstand erfolgreichsten Fahrerin der vergangenen Saison. Carina Schrempf hat dieses Rennen nicht beendet. Doch schon acht Tage später, wieder in Belgien, holt sie ihre erste vordere Platzierung: Bei der Ronde de Mouscron fährt sie auf Rang 14. Ihre Bilanz zum Saisonbeginn: „Für die Fahrerinnen, die Betreuer, die Teams und Zuseher sind diese Rennen etwas ganz Besonderes und ich schätze es extrem, dass ich da dabei sein darf. Auch wenn es wild und anstrengend ist und ich den Anforderungen manchmal noch nicht gewachsen bin. Ich bin einfach dankbar, diese Möglichkeit zu haben.“ Für sie ist dies, der Profi-Radsport, eine neue Welt. Ihr Werdegang liest sich wie der wahr gewordene Traum Abertausender. Das Radfahren war ihr Hobby. Dann, vor zwei Jahren, startete sie spontan bei einem Bergrennen in ihrer österreichischen Heimat. Nun, 48 Monate später, misst sie sich mit den besten Radsportlerinnen der Welt. „Es ist schon alles noch sehr viel und neu. Jeden Tag gibt es neue Dinge, bei denen man sich wundert und durch die man sich bewusst wird, dass das doch eine ganz andere Welt ist. Von der Leistung her bin ich zufrieden und ich fühle mich von Rennen zu Rennen wohler im Peloton.“ Nach einer einzigen vollen Rennsaison in Österreich bot man ihr einen Profi-Vertrag an. Sie wechselte vor der Saison 2023 zum Team Fenix-Deceuninck. Erst im Jahr zuvor begann sie, regelmäßig Radrennen zu fahren. Sie startete für das kleine Team Cookina Graz – genau wie ihre berühmte Landsfrau, die Sensations-Olympiasiegerin von Tokio, Anna Kiesenhofer.

Schnell sammelt sie erste internationale Erfahrungen mit dem Gewinn des Berg- und Aktivitätstrikots bei der Gracia Orlová-Tour, bei der Straßen-EM von München

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