MEHR SCHMERZ & LEISTUNG

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NEUES AUS DER FORSCHUNG

MEHR SCHMERZ & LEISTUNG

Fotos: Cor Vos

Noch 100 Meter bis zum „Gipfel“, bis zur Kuppe des Hügels, bis zum Ziel. 100 Meter, die sich anfühlen wie 1000. Jeder Meter, jede Kurbelumdrehung bringt: noch mehr Schmerz. Dabei ist die Wattzahl verhältnismäßig niedrig. Der Schmerz kommt nicht von der Intensität, sondern von den Druckmanschetten, mit denen die Beine abgebunden sind. Sie sollen, in Verbindung mit dem Schmerz, die Ausdauer und die Maximalkraft in kurzer Zeit verbessern. Auch die VO2max, die maximale Sauerstoffaufnahme während einer sportlichen Ausbelastung, soll so erhöht werden können. Das Ziel dieses schmerzhaften Trainings: eine verbesserte Leistungsfähigkeit. Der Name dieser Trainingsmethode: „Blood-Flow-Restriction-Training“, BFR – übersetzt Okklusionstraining. Es soll auch bei einer sehr guten Leistungsfähigkeit noch einen hohen Anpassungsreiz setzen. Der Ablauf: Man nimmt spezielle Druckmanschetten, bringt sie an den Oberarmen oder den Oberschenkeln möglichst nah am Muskelursprung an, stellt den Druck ein und fängt an zu trainieren – mit einem „eingeschränkten Blutfluss“. Und vor allem von Anfang an mit: Schmerz.

Herkunft & Anwendung

Ein Beispiel für eine solche Trainingseinheit mit abgebundenen Oberschenkeln: drei bis fünf Sätze Kniebeugen. Die Anzahl der Wiederholungen: bis zum Muskelversagen. Anschließend behält man die Druckmanschetten noch 60 Sekunden an – und wartet, bis der Schmerz vorbei ist. Dass die Luft aus den Druckmanschetten weicht und die Beine wieder durchblutet werden. Japanische Forscher präsentierten das Blood-Flow-Restriction-Training bereits vor einigen Jahren als neue Trainingsmethode im Kraftsport. Die Besonderheit: Bereits mit relativ geringen Gewichten soll ein hohes Muskelwachstum möglich sein – in sehr kurzer Zeit. Der Erfinder der Methode ist der japanische Arzt Yoshiaki Sato. 1966 bemerkte der damals 18-jährige Student während einer buddhistischen Meditation, dass seine Beine in der speziellen Sitzposition eingeschlafen waren. Er führte dies auf eine eingeschränkte Blutzirkulation in den Waden zurück. „Ich fand, dass sich meine Beine ähnlich unangenehm wie nach einem intensiven Krafttraining anfühlten. Ein bisschen kribbelig, ein bisschen taub und müde. Ich habe mir die Frage gestellt, ob man mit einer reduzierten Blutzirkulation einen ähnlichen Muskelzuwachs wie mit einer intensiven Trainingseinheit ermöglichen kann.“ Er begann zu experimentieren. Die sogenannten Kaatsu-Trainingsbänder, die er dafür entwickelte, meldete er Mitte der 1990er-Jahre zum Patent an. Das Okklusionstraining ist daher auch unter der Bezeichnung „Kaatsu-Methode“ bekannt. Das Prinzip: Mit einer aufblasbaren, möglichst enganliegenden Manschette wird der arterielle Blutfluss – vom Herzen zu den Muskeln – in bestimmte Muskelgruppen während oder nach einer Belastung teilweis

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