TAXIALS LETZTERETTUNG

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Als die sudanesische Hauptstadt Khartum im Chaos versinkt, riskieren zwei junge Männer ihr Leben, um anderen zu helfen

VON Declan Walsh

ILLUSTRIERT VON TOM RALSTON

IN DEN ERSTEN TAGEN DES KRIEGES IM SUDAN

fühlten sich die beiden Studenten völlig hilflos. Eingeschlossen in ihrer Wohnung in der Hauptstadt Khartum verfolgten sie das Geschehen über die sozialen Netzwerke. Wenn die Wände von den Explosionen und Schüssen bebten, suchten sie Schutz im Flur.

Am fünften Tag, dem 19. April 2023, klingelte das Telefon: Jemand benötigte ein Taxi. Patience, eine hochrangige Beamtin der Vereinten Nationen, saß in einem gehobenen Stadtviertel fest. Vor ihrem Haus schoss man von Geländewagen mit Maschinengewehren auf Kampfflugzeuge. Nach einem Luftangriff ganz in der Nähe strömte Rauch in ihre Wohnung. Sie hatte kein Wasser mehr. Der Akku ihres Handys war nur noch zu 5 Prozent geladen. Ob die beiden sie da rausholen könnten?

Die Maschinenbaustudenten Hassan Tibwa, 25, und Sami al-Gada, 23, verdienten sich nebenbei Geld mit Taxifahren. Doch dieser Anruf brachte keinen bezahlten Job – es war eine Rettungsaktion.

Während Tibwa mit Patience telefonierte, weinte sie. „Wir konnten nur ein paar Minuten mit ihr sprechen, dann war ihr Akku leer“, erinnert er sich. Die beiden setzten sich in al-Gadas Auto, eine verbeulte, alte Limousine, und fuhren stadteinwärts. Entsetzt sahen sie mit Einschusslöchern übersäte Gebäude und ausgebrannte Fahrzeuge.

Sie mussten an mehreren Kontrollposten halten, die mit nervösen Soldaten der paramilitärischen Eingreiftruppen Rapid Support Forces (RSF) besetzt waren, von denen einige Verbände trugen oder humpelten. Die Handys der Studenten wurden auf verdächtige Inhalte geprüft, sie mussten unzählige Fragen beantworten. Für die sechs Kilometer lange Strecke brauchten sie eine Stunde.

„Es war die Hölle“, schildert Tibwa.

Patience war allein in ihrer Wohnung, die Wohnzimmerwand zeigte Einschüsse. Tagelang habe sie sich in ihrem Badezimmer versteckt und nach und nach die Akkuladungen von drei Handys aufgebraucht, erzählte sie.

Die Studenten beruhigten Patience, legten ihr eine Abaya (langes Überkleid) um und dachten sich eine Geschichte aus: Ihr Fahrgast sei schwanger und müsse dringend in ein Krankenhaus gebracht werden. Bevor sie die Wohnung verließen, sprachen sie ein Gebet. „Sobald wir aus der Tür traten, gab es kein Zurück mehr“, so Tibwa.

45 Minuten und zehn Straßensperren später hielten sie vor dem Al Sa

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