Reader's Digest
29 April 2019

Liebe leserin, lieber leser, unsere früheren Nachbarn haben zwei Söhne und zwei Töchter. Diese wachsen somit in einer sogenannten Mehrkindfamilie auf, die sich über eine Anzahl von mindestens drei Kindern definiert, eine Ausprägung der Kernfamilie, die seltener geworden ist. Europa hat die niedrigste Geburtenrate weltweit. Laut Eurostat gebärt eine europäische Frau im Schnitt 1,6 Kinder, was auch dem Wert für Deutschland entspricht. Am meisten Nachwuchs haben unsere französischen Nachbarn, die es auf 1,9 Sprösslinge bringen. Es gibt sicher eine ganze Reihe von Gründen, warum wir heute weniger Kinder in die Welt setzen als die Generationen vor uns. Diese reichen von den Möglichkeiten der Geburtenkontrolle bis zur umfangreicheren Berufstätigkeit von Frauen. Auch Betreuungsmöglichkeiten, Kindergeld und der Immobilienmarkt spielen eine Rolle. Unsere Gesellschaft ist auf drei bis vierköpfige Familien eingestellt – das spiegelt sich nicht nur im Wohnungsbau wider. Wenn die eingangs erwähnte sechsköpfige Familie in den Urlaub fährt, dann mit einem gemieteten Kleinbus oder zwei Pkw. Und in Hotels werden mindestens zwei Zimmer benötigt. Kinder sind in vielerlei Hinsicht bereichernd, beruflich und finanziell aber eine Belastung. Die mag nicht jeder tragen. Was aber unsere Gesellschaft nicht trägt, ist, dass immer weniger Berufstätige immer mehr Ruheständler finanzieren. Das, was als „Generationenvertrag“ bezeichnet wird, kann nur erfüllt werden, wenn unsere Bevölkerung stabil bleibt oder wächst. Dazu müssen wir bessere Rahmenbedingungen für Eltern und Kinder schaffen. Und auch Familien aus anderen Erdteilen bei uns willkommen heißen. Denn nur Kinder sind unsere Zukunft. Es grüßt Sie herzlich, Ihr Michael Kallinger Chefredakteur

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