„Manchmal pendelte ich verunsichert zwischen den konträren Gefühlen, überdurchschnittlich intelligent oder aber ‚einfach zu doof für dieses Leben‘ zu sein“

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Leserbriefe

Beruflich erfolgreich trotz ADHS

Theodor Schaarschmidt blickte auf den ADHS-Hype und die Forschung. „Sind plötzlich alle hyperaktiv?“ Heft 2/2024

Wenn in diesem Artikel von ADHS-Symptomen die Rede ist, geht es um Konzentrationsschwierigkeiten und schlechte Leistungen. Es wird der Eindruck vermittelt, dass Medikamente das einzige Ziel verfolgen, Leistungen zu verbessern. Ich finde diese Darstellung sehr einseitig. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass man auch beruf lich sehr erfolgreich sein und trotzdem unter ADHS leiden kann. Vereinfacht ausgedrückt, kostete es mich zu viel Energie, im Berufs- und Privatleben zu funktionieren. Medizinisch ausgedrückt: eine rezidivierende Depression mit mittelgradigen Episoden, die tendenziell eher zunahmen. Manchmal pendelte ich zudem verunsichert zwischen den konträren Gefühlen, überdurchschnittlich intelligent oder aber „einfach zu doof für dieses Leben“ zu sein. Die ADHS-Diagnose mit 47 Jahren hat für mich persönlich tatsächlich einen großen Umschwung eingeleitet und stand am Beginn eines deutlichen, wenn auch nicht stetigen Heilungsprozesses. Während einer massiven akuten psychischen Krise habe ich in einer psychiatrischen Klinik am eigenen Leib erfahren, welche Erleichterung ADHS- Medikamente ganz abseits von Leistungsverbesserung bieten können, und weiß ihre Wirkung sehr zu schätzen (40 mg Atomoxetin, aktuell kein Methylphenidat mehr). Ich stimme dem Autor in mehreren Punkten zu. Ein vorsichtiger Umgang mit Medikamenten ist angebracht. Es darf auch nicht nur darum gehen, Menschen an ein gesellschaftliches System mit schlechten Bedingungen anzupassen. Bei Mädchen und Frauen ist immer noch ein großer Auf holbedarf vorhanden –unauffälliger bedeutet nicht automatisch unproblematischer. Die Forschungen zum Zusammenhang zwischen ADHS und Hormonen stehen leider erst am Anfang (hier eine Zusammenfassung von Untersuchungsergebnissen zu Stimmungsschwankungen durch Dr. med. Kirsten Stollhoff: link.springer.com/article/10.1007/s15014-022-4002-8). In dieser Hinsicht darf für mich der ADHS-Hype gern noch weitergehen …

Praktische Übungen

In unserer Titelgeschichte stellte Anne Otto Bewältigungsstrategien vor, die helfen können, mit Verletzungen aus der Vergangenheit umzugehen. „Ich bin mehr als die Krisen, die hinter mir liegen“. Heft 3/2024

Ich möchte euch einfach danken für diesen tollen Artikel. Er liest sich wie der Schnitt durch weiche Butter – geschmeidig und leicht. Gleichzeitig habt Ihr es geschafft, so interessante Informationen zu vermitteln, die durch die verschiedenen Psychologen und Interviews bekräftigt und fundiert werden. Dazu gewürzt mit praktischen Übungen, die man dir

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