Morgens Führungskraft, abends Fitnesscoach

4 min lesen

Dass immer mehr einen Zweitjob haben, liegt nicht nur an finanziellen Gründen

Beruflich zweigleisig zu fahren – manchmal ist das keine schlechte Idee.
ILLUSTRATIONEN: Malwina Hajduk ––– PROTOKOLLE: Anna-Lena Koopmann

Warum ist ein Job für immer weniger Menschen erstrebenswert? 2010 gingen knapp 2,9 Millionen Menschen einer Nebentätigkeit nach, Ende 2023 fast 4,5 Millionen. Natürlich gibt es viele, die den Zuverdienst brauchen, um in Zeiten von steigenden Energiepreisen und Inflation über die Runden zu kommen. Aber es ist sicherlich auch nicht verkehrt, sich möglichst breit aufzustellen in diesen disruptiven Zeiten. Und: Es gibt aber auch immer mehr Frauen und Männer, die sich bewusst für den Zweitjob entscheiden. Dem allgemeinen Bedürfnis nach mehr Work-Life-Balance und Vier-Tage-Woche zum Trotz. Sie suchen nach einem Ausgleich; oft auch nach beruflicher Erfüllung, die ihnen ihr Hauptjob nicht bieten kann.

Vom Schreibtisch in den Club, das klingt fast wie ein Doppelleben. Wie kam es dazu?

Ich arbeite seit zehn Jahren nebenberuflich als Türsteherin in Clubs. Als ich 2020 in meinen jetzigen Job wechselte, wollte ich das auf keinen Fall aufgeben. Ich bin sehr dankbar, dass mein Arbeitgeber mir ermöglicht, es neben meiner 40-Stunden-Woche im Rahmen eines Minijobs weiterzuführen. Ich übernehme im Club „Kater Blau“ meist die Nachtschicht am Samstag, von 22 bis acht Uhr morgens. Dann gehe ich drei Stunden schlafen und habe noch den ganzen Tag mit meiner Familie.

Puh, das klingt anstrengend …

Mein Hauptjob macht mir Spaß, und ich weiß das monatliche Einkommen sehr zu schätzen. Aber meine Abende im „Kater“ sind mein Ausgleich, weil es eine völlig andere Welt ist. Meine Kollegen dort sind meine zweite Familie, ein sehr kreativer Haufen. Ich schminke mich dort anders und trage andere Kleidung. Nach einer Nachtschicht fühle ich mich extrem lebendig, weil ich unterwegs war und etwas erlebt habe.

Viele Frauen befürchten, sie müssten sich von dieser Unabhängigkeit und ihrem früheren Leben verabschieden, sobald sie Kinder bekommen.

Meinem Partner und mir ist es wichtig, dass wir als selbstständige Menschen nicht zu kurz kommen. Ich möchte meine beiden Kinder nicht über alles andere stellen. Was bleibt dann, wenn sie aus dem Haus sind? Viele denken, wenn sie Kinder bekommen, ist das Leben vorbei. Doch das ist eine Frage der Einstellung, und ich merke oft, dass ich andere inspiriere.

Woher kam der Impuls, plötzlich einen Aperitif auf den Markt zu bring

Dieser Artikel ist erschienen in...

Ähnliche Artikel

Ähnliche Artikel