Wieder verliebt in den eigenen Job

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Okay, die Chefin nervt, und die Stimmung ist schlecht. Aber deshalb kündigen?

FOTO: Tim Stemmer ––– TEXT: Elisabeth Krainer

Phänomene wie Quiet Quitting, also Dienst nach Vorschrift, und Loud Quitting, wütendes und lautstarkes Kritisieren, kosten die deutsche Wirtschaft laut aktueller Studie bis zu 150 Milliarden Euro pro Jahr.

Zugegeben, Kündigen klingt nach Freiheit. Nach Auf-den-Tisch-Hauen, nach Aufbruch und ja, auch ein bisschen nach Genugtuung. Wie viele tatsächlich darüber nachdenken, zeigt eine aktuelle Studie der Beratungsagentur Gallup: 45 Prozent der Befragten wollen den Arbeitgeber in diesem Jahr wechseln. 2019, vor der Coronapandemie, waren es keine 25 Prozent. Die Gründe dafür sind sehr unterschiedlich und Fehl-Management in der Führungsetage nur einer davon.

Bevor man also endgültig das Handtuch wirft, lohnt es sich, genauer hinzuschauen. Die US-amerikanische Jobexpertin und Autorin Shana Lebowitz Gaynor ist nämlich der Meinung, Arbeitnehmende seien weniger hilflos, als sie denken. In ihrem Ratgeber „Don’t Call It Quits: Turn the Job You Have Into the Job You Love“ (bisher nur auf Englisch, McGraw Hill) erklärt sie, wie man seine Rolle neu definiert. „Große Schritte wie Kündigungen können schiefgehen, wenn man sich vorab nicht klarmacht, was man wirklich will“, sagt die 35-Jährige. Ihrer Meinung nach der erste und vielleicht wichtigste Schritt: rauszoomen. Menschen sind mehr als ihr Job. Und je stärker man sich das bewusst macht, desto weniger lässt man sich von Narrativen blenden, die versprechen, nach einem Jobwechsel würde automatisch alles besser. Wer an Kündigung denkt, solle es zuerst mal gedanklich durchspielen. Wie könnte das aussehen? Wie fühlt man sich danach? Befreit, erleichtert, traurig, alles auf einmal? Laut Shana Lebowitz Gaynor ist das Gedankenspiel hilfreich, um zu erkennen, welche Emotionen sich hinter dem Frust verstecken. Erst dann kann sich was verändern.

Das Gute ist, um seinen eigenen Posten wieder attraktiv zu machen, kann man selbst an einigen Stellschrauben drehen. Zuerst: das Alltägliche. Treiben Ihre Aufgaben Sie in den Wahnsinn? Vielleicht lassen sich manche delegieren, andere eignen sich, um die eigenen Skills zu verbessern. Um das eigene Potenzial (wieder) zu sehen, fragen Sie sich: Was genau habe ich gemacht? Welcher Input war entscheidend? Was habe ich dadurch gelernt? Nur weil ein Job gerade nicht erfüllend ist, kann er trotzdem für persönliche Weiterentwicklung gut sein, z. B. im Präsentieren, im Umgang

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