GUIDO MARIA KRETSCHMER überEmpathie

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Sollten wir nicht alle netter zueinander sein? Deutschlands TV-Liebling weiß, wie das geht

INTERVIEW: Ulrike Zeitlinger-Haake

Seine Offenheit und Toleranz hat Guido Maria Kretschmer von seiner Mutter Marianne.
In seinem aktuellen Buch spricht der Moderator nun zum ersten Mal über ihre Demenzerkrankung.
FOTO: IMAGO

Es ist schwer vorstellbar, dass jemand seiner Lebensfreude, seinem Charme und seinem Humor nicht sofort verfällt. Umgekehrt ist die Chance, dass auch Guido Maria Kretschmer sein Gegenüber mag, ziemlich hoch. Er ist ein glühender Menschenfreund. Und für viele wahrscheinlich auch einer, mit dem man Pferde stehlen oder an dessen Schulter man sich ausweinen kann. So war er schon früher. Weder Ruhm noch Erfolg als Modedesigner, Schauspieler, Autor oder Moderator des TV-Dauerhits „Shopping Queen“ haben daran etwas geändert. Guido ist noch immer ganz nah bei den Menschen. Wie in seinem Buch „19 521 Schritte“, das als „kleine Schule der Empathie“ gefeiert wird.

Die meisten Leute schließen Sie auf Anhieb ins Herz. Woran liegt das?

Ich denke, dass ich Menschen sehr gut einschätzen kann. Das ist ein bisschen Talent, aber auch ein bisschen Sensibilität für andere. Ich interessiere mich sehr für Menschen. In meiner Sendung mache ich das jeden Tag. Aber ich habe auch ein Gefühl für diejenigen, die neben mir im Auto fahren. Ich erkenne an Kleinigkeiten, wie sie leben, wer sie sind. Ich sehe, wie das Auto gepflegt ist, was für eine Farbe es hat, wie die Insassen interagieren, wie sie rausgucken und welche Aufkleber auf der Scheibe sind. Manchmal kommen mir so richtige Flashes. Damit könnte ich glatt bei AstroTV anfangen.

Ist Empathie Ihr offensichtlichster Charakterzug?

Ja, das würde ich schon sagen. Empathie ist ja nicht nur die Freundlichkeit und die Liebe zum Menschen, sondern auch, dass man zulässt, dass sie anders sein können als man selbst. Das ist auch Teil von Empathie: die Wertschätzung des Andersseins. Empathie ist ohne Toleranz gar nicht möglich.

Wer hat Ihnen das beigebracht?

Ich hatte diesen großen, liebevollen Vater mit seiner schweren Geschichte, mit den furchtbaren Kriegserlebnissen. Aber er hat trotzdem so viel Liebe mitgebracht – und dann meine grenzenlos tolerante Mama. Ich habe niemals von meinen Eltern gehört: „Da gehst du nicht hin, das machst du nicht mit denen, der kommt uns nicht ins Haus.“ Nie! Ich konnte jeden mitbringen, bei uns war immer die Bude voll, und jeder, der anders war, war herzlich willkommen. Wenn der Zirkus oder

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