Maries Woche

1 min lesen

„Bei Oma schmeckt’s am besten“

Manche Rezepte kann man einfach nicht nachkochen, glaubt mini-Autorin Marie Mayer

Fotos: Thomas & Thomas, Imago (2), Adobe Stock

Eine meiner schönsten Kindheitserinnerungen ist Omas Grießbrei: Ich sitze auf der Eckbank in ihrer Küche, die Tischplatte auf Brusthöhe, in der Hand einen riesengroßen Suppenlöffel, den Teller mit dem geschwungenen Rand vor mir. Oma trägt ihre obligatorische Kittelschürze, kommt mit Topf und Kelle und füllt mir den dampfenden Brei auf, der eigentlich mehr eine Suppe ist, und meine Welt ist perfekt. Ich habe bestimmt hundertmal versucht, das simple Rezept nachzukochen, aber es hat nie so gut geschmeckt wie damals.

Das ist der ewige Fluch der Nachgeborenen: Omas Kochkünste sind unantastbar. Man kann das Rezept aufs Mikrogram einhalten, nicht eine einzige Zutat weglassen oder verändern und trotzdem bleibt das Ergebnis nur ein Echo, eine Kopie, eine Attrappe. Ich habe das eine Generation später bei meiner Mutter und deren Enkeln erlebt. Die heiligen drei Speisen, die meine Kinder sich nur von ihrer Oma servieren lassen sind Pfannkuchen, Frikadellen und Kartoffelsalat. Alles keine Gourmet-Gerichte, man muss ja wahrlich nicht Paul Bocuse sein, um Wasser, Mehr, Zucker und Salz zu einem Fladen zusammenzubacken. Schmecken tut er aber trotzdem nur original, wenn Oma ihn gemacht hat.

Ich glaube, Geschmack hat nur zu 50 Prozent etwas mit Inhaltsstoffen und Zubereitung zu tun, die andere Hälfte sind Emotionen. Das weiß jeder, der schon mal zwei Kisten toskanischen Rotwein 1.400 Kilometer weit von Italien nach Norddeutschland kutschiert hat, nur um dort fes

Dieser Artikel ist erschienen in...

Ähnliche Artikel

Ähnliche Artikel