„Tickst du noch ganz richtig?”

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Ständiges Beinwippen, hektisches Blinzeln oder Däumchendrehen. Was ist eigentlich noch normal, fragt sich mini-Autorin Marie Mayer

Fotos: RTL/Stefan Gregorowius, Alamy Stock Photo, ddp images, Adobe Stock

Die orale Phase unseres Sohnes zog sich vom 9. Monat bis zu seinem 15. Lebensjahr. Eigentlich ein Wunder, dass der Junge nicht mit dem Rauchen angefangen hat, so gern, wie er sich irgendwelche Dinge in den Mund steckt. Früher waren es Zipfel der Stofftiere, Autoschlüssel oder Blumenerde. Als er älter wurde, beschränkte er sich darauf, die Enden von Bleistiften abzukauen und beim Essen mit Besteckteilen gegen seine Vorderzähne zu klopfen. Und einmal hat er völlig gedankenverloren ein Glas zerbissen. Zum Glück passierte das am Tisch seiner Patentante, die immer großes Verständnis für seine Macken zeigt. Kein Wunder, sie ist Grundschullehrerin und hat schon Schlimmeres gesehen. In ihrem Pult liegt die Notfallnummer eines Hals-Nasen-Ohren-Arztes, der sofort zur Stelle ist, wenn wieder ein Radiergummi im Nasenloch steckt oder ein Gummibärchen den Gehörgang verstopft. Einmal musste sogar die Feuerwehr anrücken, weil ein Mädchen, das zwanghaft seinen kleinen Finger überall reingesteckt, ihn nicht wieder aus dem Schlüsselloch vom Klassenzimmerschrank herausbekommen hat. Körperliche Marotten sind also keine Seltenheit, vermutlich hat jeder von uns welche. Die einen zwirbeln Haarsträhnen, andere kauen Fingernägel oder zwinkern mit den Augen, die nächsten drehen Daumen. Je mehr Stress, desto doller. Es gibt in unserer Familie die Geschichte eines Onkels, der beim Endspiel der Fußballweltmeisterschaft 1974 so aufgeregt war, dass er sich mit einer auf dem Wohnzimmertisch liegenden Schere mehrfach in die Büge

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