Vintage statt Prado & Co.

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KOLUMNE

Vintage statt Prado & Co.

Sabine und ihre Welt

Die 22-Jährige und ich waren kürzlich in Madrid. Zwei Frauen, vier Tage in einer Großstadt, wo man Sandalen brauchte und genug Wechselkleidung, weil man tags schwitzen und abends was Schickeres anziehen wollen würde, aber auch Pullis, falls es nachts kühl würde: Da musste ein richtiger Koffer mit, fanden wir, ein großer für zwei. Anders als wir kam der Koffer aber leider nicht an in Madrid. Zwei Frauen in der spanischen Hauptstadt mit nur der Kleidung, die sie auf dem Leib trugen, als sie um fünf Uhr früh Hamburg verlassen hatten: Kurz waren wir extrem mies gelaunt. Ich, weil ich wegen schlechter Vorerfahrungen fürchtete, dass wir unsere Klamotten nie wiedersehen würden. Die 22-Jährige, weil sich im Koffer lauter Lieblingsteile befanden, gejagt auf Flohmärkten und in Vintage-Läden, preiswerte, unersetzliche Unikate ohne Kaufbelege, für die es keine adäquate Entschädigung gäbe. Aus fluggastrechtlicher Sicht jedoch galt noch nichts als verloren, darum durften wir erst mal nur „das Nötigste“ kaufen. Was aber ist das Nötigste jenseits von zwei Zahnbürsten, wenn man auf Städtereise ist? Ich hatte keine Ahnung. Es gab also nur eine Lösung, die Reise zu retten: „Wir gehen jetzt shoppen“, sagte ich. „Bestimmt gibt’s hier auch ein paar Vintage-Läden. Das Geld werden wir schon wiederkriegen und falls nicht, ist es auch nicht schlimm, weil billig. Und danach gibt’s neue Sandalen, die brauchst du sowieso, und ich zwar nicht, weil ich mir gerade neue gekauft habe, aber die kriege ich ja eh niemals wieder.“ In Madrid gab es massenhaft Vintage-Läden, darunter viele, die der Tochter Begeisterungsschreie entlockten. Vier Stunden später hatte sie lauter neue Lieblingsklamotten. Und auch ich war gut gelaunte Neu-Besitzerin einer gebrauchten Jeans und eines Shirts mit Fledermausärmeln aus den 80ern für vier Euro, in dem ich cooler aussah als jemals zuvor in den Augen der 22-Jährigen. Meine Größe war jedoch unterrepräsentiert in spanischen Vintage-Läden, darum kaufte ich zwei weitere, nicht ganz so coole, dafür hübsche Oberteile neu. Nur mit der Unterwäsche war es seltsamerweise schwierig. Da landeten wir kurz vor Ladenschluss bei Primark, obwohl Primark in Sachen Nachhaltigkeit und verantwortungsvollem Konsum das genaue Gegenteil von Vintage ist. Aber es war unsere letzte Ch