„Mein Tombola-Trauma“

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Nicht jeder Preis ist auch wirklich ein Gewinn. Laura-Kolumnistin Pia Ehrlich über einige Glücksspiele mit überraschenden Folgen

Fotos: Getty Images/Westend61

Wie geht der Spruch noch: „Einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul“? Soll heißen, dass man nicht so pingelig sein darf, wenn man etwas umsonst bekommt. Aber das ist nicht immer einfach, Geschenk hin oder her. Zumal der Gaul, um den es sich in meinem Fall handelt, in Wahrheit ein Einhorn und außerdem ein Gewinn war, angeblich sogar ein Hauptgewinn.

Das sah ich anders, als ich vor ein paar Jahren ins Kinderzimmer unseres Jüngsten kam und dachte, ein Schneesturm wäre durchgefegt. Alles war weiß: der Boden, die Möbel, die Kinder. Eine Schicht Styroporkügelchen bedeckte jede Oberfläche, sogar an den Scheiben hingen welchen, der statischen Aufladung sei Dank. Dazwischen lag die schlappe Hülle eines regenbogenfarbenen Plüsch-Einhorns. Mir ist es noch immer ein Rätsel, wie die Millionen von Kügelchen jemals in das Tier hineingepasst haben. Die Reinigungsarbeiten zogen sich ewig hin, wir finden gelegentlich immer noch welche in lichtlosen Ecken der Wohnung. Seitdem mache ich einen großen Bogen um Losbuden aller Art.

Ich hatte nie viel Erfolg bei Glücksspielen und leide immer noch unter einem Tombola-Trauma aus meiner Kindheit. Bei einem Schützenfest hatte ich meine gesamten Ersparnisse in Lose investiert, weil es ein Bonanza-Fahrrad zu gewinnen gab, knallorange mit hohem Lenker und langem Sattel. Von dem hatte ich schon ewig geträumt. Das Rad ging an einen Nachbarsjungen, ich gewann ein Spanferkel. Ein rohes Spanferkel, nackt, rosa und in Folie verpackt, so dass es aussah wie etwas, das beim Tatort von der Spurensicherung mitgenommen wird. Die Erwachsenen um mich herum waren begeistert,

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