Das große Fürchten 131313

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Panik vor Spinnen kennen viele. Aber vor Eiern oder Watte? Welche Ängste es gibt und was hinter den teils bizarren PHOBIEN steckt

ULRIKE SCHRÖDER

ANGSTSTÖRUNGNeben „Klassikern“ wie dem Horror vor Dunkelheit (Nyktophobie) oder Gewitter (Astraphobie) gibt es speziellere Aversionen gegen Clowns, Knöpfe oder die vermeintliche Unglückszahl 13

Schweißausbrüche, Herzrasen, Atemnot, Schwindel, Schreckstarre oder Fluchtimpuls: Angst ist im Grunde ein gesunder, da überlebenswichtiger Reflex. Geraten wir jedoch in an sich ungefährlichen Situationen unverhältnismäßig in Panik, wird die Furcht krankhaft. Wir leiden dann an einer Phobie, einer irrationalen Angststörung.

„Die Begegnung zum Beispiel mit einer Spinne stellt ja keine echte Bedrohung dar“, sagt Dr. Aileen Könitz, Expertin für psychiatrische Fragen bei der Kaufmännischen Krankenkasse KKH, im Gespräch mit HÖRZU WISSEN. Die Angst vor Höhen (Akrophobie), Wasser (Aqua- oder Hydrophobie) oder Dunkelheit (Nyktophobie) lässt sich relativ eindeutig auf Selbstschutz zurückführen – welcher wohl auch ekelbezogenen Phobien wie Pogonophobie (Aversion gegen Bärte) oder Mysophobie (Keime) zugrunde liegt. Nicht zu unterschätzen ist auch die Angst vor der Angst, die dazu führt, dass man bestimmte Situationen aktiv meidet. Wer etwa Platzangst (Agoraphobie) hat, wird buchstäblich zum Gefangenen seiner Furcht, wenn er im Extremfall das Haus nicht mehr verlässt.

Jeder Vierte leidet im Laufe seines Lebens irgendwann einmal an einer Angststörung: Zu diesem Schluss kommt die Deutsche Gesellschaft für soziale Psychiatrie. Konkrete Zahlen sind allerdings rar, da die meisten Menschen ihre Phobie für sich behalten. Die Dunkelziffer dürfte also sehr hoch sein.

ANTIKE UND ANALYSE

„Frühe Beschreibungen bzw. Überlieferungen gehen auf Hippokrates zurück“, so Dr. Könitz. Phobien – abgeleitet von phobos, dem griechischen Wort für Furcht – waren schon in der Antike ein Begriff. „Die Hochzeit begann dann im 19. Jahrhundert mit der Psychoanalyse und Psychiatrie. Stichwort: Sigmund Freud.“ Jener analysierte in zwei berühmten Studien von 1909 phobische Symptome und definierte eine Phobie als „auf ein äußeres Objekt verlagerte unterdrückte Angst“.

Als klinisches Krankheitsbild hielten die Phobien ab 1948 Einzug ins Gesundheitssystem. Die von der Weltgesundheitsorganisation herausgegebene Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten (ICD), die Grundlage für medizinische Diagnosen, enthält

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