Der der Ruf Wildnis

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Er zählt zu den bekanntesten Naturfotografen der Welt und blickt auf eine mehr als fünf Jahrzehnte umspannende Karriere zurück. Ans Aufhören denkt ART WOLFE aber noch lange nicht. Sein neuer Bildband „Wild Lives“ ist nur eins von vielen Projekten

SUSANNE KOHL

EINTRACHT Der kenianische Schwarzbüffel hält geduldig still, denn der Rotschnabel-Madenhacker befreit ihn von Parasiten wie Zecken oder Flöhen

Mit einer Elchkuh fing alles an. Art Wolfe war mit Freunden auf einer Paddeltour in der kanadischen Provinz British Columbia, als er das im See stehende Tier entdeckte. Immer, wenn es mit dem Kopf nach Wasserpflanzen tauchte, ließ er das Kanu ein Stück näher herantreiben. Irgendwann blickte der Elch den Eindringling frontal an – und Wolfe drückte ab. Doch bevor er den Film seiner einfachen Sucherkamera von Hand weiterdrehen und ein zweites Bild machen konnte, sprang der Hirsch ans Ufer und verschwand im Wald. „Von diesem Moment an war ich süchtig nach Fotografie“, erinnert sich der Amerikaner an jenen Sommertag des Jahres 1967.

Diese Anekdote findet sich im Vorwort von Wolfes neuem Buch „Wild Lives“, aus dem die Aufnahmen auf diesen Seiten stammen. Dazu stellt er das Elch-Foto, das er als 16-Jähriger machte und das, obgleich unscharf und verblasst, den Beginn seiner inzwischen mehr als fünf Jahrzehnte umspannenden Karriere markiert. Das Buch versammelt seine spektakulärsten Aufnahmen wilder Tiere und will doch mehr sein als ein Bestof, wie der 72-Jährige im Gespräch mit HÖRZU WISSEN sagt: „Es gibt viele gute Fotografen, die sich auf Katastrophen und Krisen spezialisiert haben, auf all die beunruhigenden Dinge, die falsch laufen.“ Darüber zu berichten sei richtig und wichtig. Aber er glaube, man dürfe darüber die andere Seite nicht vergessen. „Es passiert auch viel Positives da draußen. So steigt zum Beispiel die Zahl der Berggorillas und Tiger, seit sie besser geschützt werden, und die Bestände vieler Walarten, die durch Bejagung am Rand der Ausrottung standen, erholen sich.“ Geschichten wie diese zu erzählen und die Einzigartigkeit der Natur zu zeigen könne Menschen aus ihrer Passivität reißen und sie dazu bewegen, sich für den Schutz der Umwelt zu engagieren, hofft Wolfe. Dass er früh beschloss, sich auf die Schönheit der Welt zu konzentrieren, hat auch einen persönlichen Grund: „Es hält mich mental gesund. Auch darum habe ich in meinem Alter noch so viel Energie.“

IMMER AUF ACHSE

Wolfe wuchs in Seattle in einer Nachkriegsfamilie mit wenig Geld auf. Beide Eltern

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