„Familien sind unschlagbare Maschinen“

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SPITZENWEINE Zum 50. Geburtstag ihres Starweins Tignanello zieht Albiera Antinori, Präsidentin von Italiens vielleicht bedeutendstem Weinerzeuger, Bilanz und schaut in die Zukunft

€uro am Sonntag: Tignanello gilt als der erste sogenannte Super-Toskaner. Hat er die Wahrnehmung toskanischen Weins verändert?

Albiera Antinori: Auf jeden Fall, denn als er geschaffen wurde – Ende der 1960er-, Anfang der 1970er-Jahre – war die Produktion in der Toskana eher auf Quantität als auf Qualität ausgerichtet, die Chianti-Classico-Weine, die vor allem auf der Sangiovese-Traube basierten, hatten viel Säure und wenig Farbe. Und plötzlich gab es strukturierte Weine mit offensichtlich höherer Qualität, mehr Konzentration und mehr Farbe, für die sich ein internationales Publikum begeisterte und damit auch anderen Erzeugern in derToskana zeigte, dass man hier etwas anderes machen kann, ohne die Identität der Weine zu sehr zu verändern.

Was ist der Vorteil, überwiegend Weine auf höchstem Niveau zu produzieren?

Allora, ein besonderer Wein braucht viele großartige Elemente, die Auswahl des bestenTerroirs und die Anwendung der besten Techniken. Und natürlich eine genaue Vorstellung, was für ein Wein das werden soll. Der Vorteil? Man belastet den Boden weniger, weil man ihm mehr Aufmerksamkeit schenkt und nicht auf hohe Erträge aus ist. Es ist nichts falsch an einfacheren Weinen, schließlich kann man nicht immer nur Weine trinken, die über 300 Euro kosten. Natürlich sind diese Weine für die Winzer die größere Herausforderung. Aber sie entstehen auf der Basis einfacherer Weine. Denn wenn die Spitzenweine nicht genau so werden, wie man sie haben will, kann man die Trauben auch für sie verwenden.

Wie wichtig ist es, einer der größten Weinerzeuger Italiens zu sein, oder, was die Anbauflächen betrifft, sogar der größte?

Vom Volumen her gibt es mindestens fünf oder sechs, die größer sind als Antinori. Antinori hat aber vermutlich am meisten Land unter Reben. Wir sehen uns eher als Weinbergsverwalter denn als Volumenproduzent. Ich glaube nicht, dass die Menge einen Unterschied macht. Denn wenn es um den Wiedererkennungswert geht, gibt die Qualität den Ausschlag, und man kann Qualität auf sehr unterschiedlichen Preisniveaus erreichen. Wir versuchen – und das klappt nicht immer – in jeder Preisklasse den bestmöglichen Wein zu produzieren. So wie der Tignanello auf seinem Niveau, sollten auch die Weine von Villa Antinori zu den besten ihrer Kategorie gehören.

Fotos: Michael Hannwacker

Die großen Weinbaubetriebe in Italien sind familiengeführt … … halt, das stimmt nicht ganz, denn die größten Weinproduzenten hier in Italien sind Genossenschaften. Aber ja, die meisten Weinbetriebe werden, abgesehen von einigen wenigen Fällen, in denen Ausländer investiert sind, von Familien geführ

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