Stirnverzahnt

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REPORTAGE

Mit ihrer MGU haben DIE PINION-MACHER Christoph Lermen und Michael Schmitz den E-Bike-Antrieb ganz neu gedacht. Wir blicken hinter die Kulissen einer kleinen Schmiede, die sich mit den Großen anlegt.

Fotos: Adrian Kaether,
Aus 193 Einzelteilen wird jede einzelne MGU zusammengesetzt. Das Resultat: verschleißfreies Schalten und Motor und Antrieb in einem kompakten Gehäuse.
Mediengruppe Klambt (11), Hersteller
Spezielle Patente auf der Funktion der Schaltung sorgen dafür, dass das Magnesium-Gehäuse relativ kompakt bleibt.
Eines der kleinsten und wichtigsten Bauteile: Die Schaltklinke drückt in der MGU die Zahnräder in Position.
Eine patentgeschützte Konstruktion und Präzisionsbauteile sollen die MGU konkurrenzlos machen
Montageleiter Kevin Schlenter kennt alle Bauteile bis ins Detail.

Zwischen Stuttgart und der Albkante sträuben sich zwei Entwickler gegen die Konventionen einer ganzen Branche. Egal ob mit oder ohne E: Seit über 100 Jahren haben Fahrräder Ketten, Ritzel und Schaltwerke. Bei Pinion gibt’s das alles nicht. Die Schaltung sitzt wetterfest in einem eigenen Gehäuse. Geschaltet wird verschleißfrei mit einem stirnradverzahnten Getriebe. Wie bei einem Sportwagen. Mit der MGU, kurz für Motor Getriebe Unit, gelang Pinion der bisher größte Coup: Die Verschmelzung von Motor und Schaltung in einer Einheit.

All das kommt aus einer Teileschmiede im schwäbischen Denkendorf. In einem kleinen Industriegebiet zwischen Parkplätzen und Buchenhecken verbirgt sich hier ein unscheinbarer Bürokomplex. Nur einige blaue Fahnen am Eingang und das Klingelschild verraten, dass hier der radikalste Innovator des gesamten E-Bike-Business seinen Sitz hat.

Weiß strahlen uns von innen die Flure des Pinion-Gebäudes entgegen, in dem auch eine exklusive Privat-Zahnarztpraxis residieren könnte. Wir sollen hier Christoph Lermen treffen, einen der zwei Gründer der Firma. Lermen, groß gewachsen, Mitte dreißig, mit randloser Ingenieursbrille, ist bis heute einer der Firmenchefs. Mit einem vorsichtigen Lächeln tritt uns Lermen entgegen, begrüßt uns, taxiert uns – und kommt schnell zur Sache. Wenn es um die Technik geht, dann spricht Lermen Klartext. Der Mann hat eine Philosophie und eine klare Vorstellung, wie die Zukunft des E-Mountainbikes aussieht. Und wie sie nicht aussieht. Der Kettenschaltung und auch dem Trend-Thema Schaltautomatik prophezeit er eine schwere Zukunft. „Stand jetzt gibt es noch kein System, das wirklich vorausschauen kann. Der Mensch ist da immer noch im Vorteil“, sagt Lermen, als würde er keine Widerrede dulden.

Der Weg von Lermen und seinem Partner Michael Schmitz begann im Studium. Bei Porsche sammelten die beiden als Werkstudenten praktisches Know-how. Lermen grinst verschmitzt: „Die Idee für Pinion kam uns in der Motoren- und Getriebeentwicklung in Weissach.“

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