Erfurt–Thüringens neues Welterbe

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Unsere Traumziele

Auf den Spuren des Mittelalters

Der St. Marien Dom und die Severikirche sind das berühmteste und sicher älteste Paar der Stadt
Vorsicht, an das Sandmännchen angelehnt könnte man auf der Parkbank fast einnicken
Eine ereignisreiche Vergangenheit hat die Alte Synagoge hinter sich, mit schönen wie auch dramatischen Zeiten
Die weitreichende Geschichte Erfurts wird auch kostümiert zelebriert, u.a. beim Krämerbrückenfest (14.–16.6.2024)
Speisen überm Wasser: Im entspannten Flussambiente kredenzen mehrere Wirte ihre Thüringer Kreationen
Fotos: stock.adobe.com, istockphoto, Maik Schuck, Erfurt Tourismus und Marketing GmbH, Alamy

Tief und gewaltig klingt die Glocke des Erfurter Doms und hallt noch sechs Minuten nach, wenn ihr letzter Schlag die Kirchgänger herbeigerufen hat. Die 70 Stufen zum Eingang stieg zu ihrem Geläut schon Martin Luther hinauf, der 1507 in St. Marien zum Priester geweiht wurde.

Mit seiner Schwesterkirche St. Severi bildet der romanischgotische Sakralbau schon lange das unübersehbare Wahrzeichen-Duo Erfurts. Doch nun rückt weitaus zurückhaltendere, aber nicht minder bedeutende Baugeschichte die thüringische Landeshauptstadt in den Fokus. Denn im vergangenen September nahm die UNECSO die jüdisch-mittelalterliche Architektur in ihre Welterbe-Liste auf.

Wiederentdecktes unter Altbekanntem

Besonders bedeutend: die Alte Synagoge. Mit fast 1000 Jahren ist sie die älteste vollständig erhaltene Mitteleuropas, rückte aber über Jahrhunderte als schlichtes Lagerhaus in Vergessenheit, bis zu Bauprüfungen in den 1990er-Jahren. Einen echten Schatz fanden Archäologen damals auch auf einem Nachbargrundstück. Ein jüdischer Bankier hatte dort während des Pogroms 1349 über 3000 Münzen, mehrere Barren und Geschirr sowie Schmuck aus Silber und teils auch Gold versteckt. Die Stücke sind heute in der Synagoge ausgestellt, zu der auch eine erst 2007 entdeckte Mikwe, ein Ritualbad, zählt.

Nur wenige Überbleibsel in Deutschland erinnern so gut an das jüdische Leben im Mittelalter, als Teil einer christlich geprägten Stadt. Denn die Fundorte liegen allesamt im Zentrum zwischen dem Fischmarkt als Stadtmittelpunkt und der Krämerbrücke, die ihren Namen dem Händlerreichtum verdankt. Wer über ihrKopfsteinpflaster läuft, wähnt sich in einer ganz normalen Straße, zu beiden Seiten von Fachwerk gesäumt. Die mit 79 Metern längste bebaute Brücke Europas spannt sich über die Gera, die sich hier in zwei Arme aufteilt und besonders flach bettet. So manch kleine und große Wassernarren waten hier in den wärmeren Monaten durch das Nass. Andere lassen sich mit einem Buch oder in Gesellschaft am Ufer vom Plä