GEGEN DENHATE

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IM NETZ BILDEN SICH MEINUNGEN SCHNELL. HIER WERDEN AUSSAGEN AUS DEM KONTEXT GERISSEN, SEKUNDENSCHNELL WEITERVERBREITET, PERSONEN ANONYM ATTACKIERT. WIE GEFÄHRLICH UND REAL DIE GEWALT IM INTERNET GEWORDEN IST UND WAS MAN IHR ENTGEGENHÄLT, ERKLÄRT DIE POLITIKERIN SAWSAN CHEBLI IM INTERVIEW

INTERVIEW: SINAH HOFFMANN

MUND AUF!
Hasskommentare werden immer öfter, auch von unbeteiligten Zeug*innen im Netz, gemeldet: Über die Hälfte der Befragten, die online schon Hatespeech beobachtet haben, gab an, sich mit Hasskommentaren zu beschäftigen, um diese eventuell zu melden, stellte eine Forsa-Umfrage fest

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Wer sich öffentlich äußert, muss mit Widerspruch rechnen – und dass der Ton auch mal rauer wird. Immer öfter erleben wir jedoch Shitstorms im Netz, bei denen es nicht darum geht, konstruktiv zu kritisieren, sondern andere mit verbaler Gewalt zum Schweigen zu bringen. Sawsan Chebli ist SPD-Politikerin mit palästinensischen Wurzeln und wird täglich mit Hasskommentaren in den sozialen Medien überhäuft. Im Interview erklärt sie, warum Hatespeech unsere Demokratie gefährdet, wie gezielt gestreute Fake News den Hass schüren und was wir ganz konkret dagegen tun können.

Frau Chebli, Sie sind Politikerin und ehemalige Staatssekretärin. Sich öffentlich zu äußern, gehört zum Kern Ihrer Arbeit. Was erwartet Sie, wenn Sie Ihre Postfächer öffnen?

Ich bin vor allem auf X und Instagram, aber auch auf LinkedIn und Bluesky unterwegs. Auf X sind es überwiegend Beleidigungen, Diffamierungen und sehr oft ist es einfach nur blinder Hass. Ich schalte auf X seit einigen Monaten die Kommentare in der Regel aus. Immer öfter musste ich dies in den letzten Wochen leider auch auf Instagram tun, weil sich inzwischen dort auch viele Hater und Bots tummeln.

Gibt es Themen, zu denen Sie sich äußern, die besonders wüste Beleidigungen nach sich ziehen?

Inzwischen spielt es überhaupt keine Rolle mehr, was ich schreibe. Ob ich übers Wetter spreche, über gutes Essen oder über Rassismus – die Hasswelle rollt so oder so über meine Kanäle. Auf X trende ich alle paar Wochen, manchmal sogar, ohne dass ich vorher etwas gesagt habe.

Soziale Medien sollten doch eigentlich dabei helfen, Informationen für alle zugänglich zu machen und diverse Meinungen zu feiern. Was Sie beschreiben, klingt aber eher nach kollektivem Mobbing …

Es gibt halt beides. Für marginalisierte Menschen war es beispielsweise noch nie so einfach, i

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