Blutdruck: Bitte mit zweierlei Maß messen

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In der Medizin macht das Geschlecht den Unterschied

Nach neuen Erkenntnissen wirken sich auch schon Werte unter 130 negativ auf die Herzgesundheit aus. Allerdings nicht bei Männern, sondern nur bei Frauen

Lange Zeit haben Ärzte Männer und Frauen gleich behandelt. Doch in den letzten Jahren hat die Gender-Medizin Fortschritte gemacht und berücksichtigt die Unterschiede, die Frauen und Männer in Bezug auf Hormone oder Stoffwechsel haben. So können Therapien angepasst werden, um deren Wirkung zu optimieren und Nebenwirkungen möglichst zu verringern.

Wichtig für die Herzgesundheit: Frauen sollten ihre Blutdruckwerte kennen

Risiko für Herzerkrankungen

Bekannt ist zum Beispiel, dass Frauen in der Regel einen etwas niedrigeren Blutdruck haben als Männer. Erst nach den Wechseljahren gleicht sich das an, bei den 60- bis 69-Jährigen sind sogar etwas mehr Frauen als Männer von Bluthochdruck betroffen. Eine aktuelle Untersuchung deutet darauf hin, dass das nicht alles ist. Ärzte müssen die Blutdruckwerte von Frauen und Männern künftig vielleicht unterschiedlich einordnen: Bisher beginnt für Mediziner Bluthochdruck bei einem systolischen Wert ab 130 mmHg. Das könnte für Frauen zu hoch sein. Forscher in China haben nämlich anhand von 27542 Blutdruckdaten aus US-amerikanischen Studien untersucht, inwiefern sich die Blut- druckunter- schiede auf das Risiko für Herzkreislauferkrankungen auswirken. Herausgefunden haben sie, dass das Risiko bei Frauen schon bei niedrigeren Werten so hoch ist wie bei Männern mit höheren Werten. Zwei Beispiele: Das Herzinsuffizienzrisiko war bei Frauen bereits bei Werten zwischen 110 und 119 mmHg genauso erhöht wie das von Männern bei 120 bis 129 mmHg. Die Risikosteigerung für einen Schlaganfall bei Frauen mit Blutdruckwerten zwischen 120 und 129 entsprach etwa der von Männern mit den Werten 140 bis 149 mmHg.

Mehr Kontrolle mit Selbstmessung

Tipp für beide Geschlechter: Den Blutdruck regelmäßig über 20 Jahre lang selbst zu messen könnte einer US-Studie zufolge zu 4,9 Prozent weniger Herzinfarkten führen und zu 3,8 Prozent weniger Schlaganfällen.

Die Nebenwirkungs-Falle

Viele Medikamente wirken bei Frauen anders als bei Männern. Was sich ändern muss, damit beide Geschlechter gleich gut versorgt werden, erklärt Prof. Petra Thürmann im Interview

Prof. Petra Thürmann

Die Pharmakolo

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