„Sie ist so unfassbar liebevoll“

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Die Friseurin ist spezialisiert auf Demenzkranke. Ein Segen für Brigitte Becker, die regelmäßig mit ihrem Mann in den Salon kommt

Martina Schäfer ist glücklich, dass sie seit drei Jahren ihren eigenen Salon hat, den sie so einrichten kann, wie sie will

Wenn Brigitte Becker ihren demenzkranken Mann Jürgen in den Salon von Martina Schäfer begleitet, werden sie von einer besonderen Atmosphäre begrüßt: Überall hängen Farbwechsel- und Lavalampen, die den ganzen Raum in ein angenehmes Licht tauchen. Zudem läuft im Hintergrund leise Entspannungsmusik. Die Friseurin begrüßt ihren Kunden mit einem Lächeln, kniet sich vor seinen Rollstuhl und fängt an, über Jürgens frühere Hobbys und Haustiere zu sprechen. Dabei streichelt sie dem 81-Jährigen sanft über die Wange. Sein Gesichtsausdruck, der bis eben noch etwas verwirrt war, entspannt sich – und die Friseurin macht sich an die Arbeit. Vorher gibt sie dem alten Mann noch einen kleinen Ball in die Hand, damit er etwas abgelenkt ist.

20 Minuten später kann Martina einen sichtlich gelassenen Kunden entlassen – und eine dankbare Brigitte: „In vielen Alltagssituationen im Altenheim hat mein Mann große Angst, aber in den Salon von Frau Schäfer geht er gern. Ich merke an seinem Gesichtsausdruck, dass er sich freut“, erzählt die 74-Jährige und strahlt.

Dass demenzkranke Menschen sich beim Friseur sicher fühlen, ist leider nicht selbstverständlich, weiß Martina. Noch vor einigen Jahren hat die 48-Jährige unter ganz anderen Bedingungen Haare geschnitten. „Damals habe ich als mobile Friseurin in verschiedenen Pflegeeinrichtungen gearbeitet. Die Räume, die mir zur Verfügung standen, waren kahl und lieblos eingerichtet. Viele hatten Angst vor der fremden Frau mit der Schere. Einmal war ein Mann so sehr verängstigt, dass er in einem unbeobachteten Moment meine Schere nahm, um auf mich loszugehen. Mein Bauchgefühl hatte mir damals gesagt, dass sich etwas ändern muss.“

Als Deko ein Föhn aus den 1950er-Jahren

Daher entwickelte Martina ein Konzept, das auf Demenzkranke abgestimmt ist. Dazu machte sie eine Weiterbildung zur Betriebswirtin und interviewte Fachpersonal in anderen Senioreneinrichtungen. Vor rund drei Jahren eröffnete sie ihren Salon in der Seniorenresidenz in Essenheim in Rheinland-Pfalz, in der auch Jürgen Becker wohnt.

Ihr Studio stattete sie mit alten Erinnerungsstücken aus: Poster von Audrey Hepburn hängen an den Wänden. Ein 50er-Jahre-Föhn liegt als Deko auf dem Tisch, und sogar das Haarspray ha