Man nennt ihn den „Soldatenkönig“

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König Friedrich Wilhelm I.

Die Hohenzollern - Aufstieg und Fall einer deustschen Dynastie

Prinzessin Wilhelmine, die älteste Tochter, wurde eigentlich zur Königin von England erzogen, musste aber letztendlich Friedrich III. von Brandenburg-Bayreuth heiraten
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3. Folge

Der erste Hohenzoller auf dem preußischen Königsthron, Friedrich I., steht in dem Ruf, ein Verschwender zu sein. Er gilt als extravagant, eitel und prunksüchtig. Seinem ältesten Sohn und Nachfolger hingegen, Friedrich Wilhelm I., sagt man eine große Sparsamkeit und einen fast krankhaften Geiz nach. Tatsächlich entwickelt der Kronprinz bereits als Kind einen ausgesprochenen Widerwillen gegen die Verschwendungssucht und Prachtentfaltung seines Vaters. Wie es heißt, wirft er einmal sogar sein kostbares, goldbesticktes Nachtgewand ins Kaminfeuer, weil er die Aufgeblasenheit, wie er es nennt, nicht auch noch im Bett ertragen will. Zum großen Kummer seiner Mutter, Sophie Charlotte von Hannover, bezieht sich seine Abneigung jedoch nicht nur auf jede Form von Luxus, sondern auch auf die Wissenschaft und die schönen Künste

Wilhelmine Karoline von Ansbach ist Wilhelms erste große Liebe

Das einzige was den Knaben wirklich fasziniert, sind seine Zinnsoldaten und die Armee seines Vaters. Bereits als Zwölfjähriger reibt er sich Öl ins Gesicht und legt sich anschließend in die Sonne, weil gebräunte Haut damals nicht als Merkmal des Müßiggängers gilt, sondern des Soldaten. Bei seiner Leidenschaft für das Militär ist es nicht verwunderlich, dass Friedrich Wilhelm bereits als Halbwüchsiger sein erstes Regiment rekrutiert und es von seinem Taschengeld finanziert. Der Kronprinz ist siebzehn Jahre alt, als er sich mit ganzem Herzen in die Prinzessin Wilhelmine Karoline von Ansbach verliebt.

Seine Gefühle werden auch durchaus erwidert, und zwischen der Tochter des Markgrafen Johann Friedrich von Brandenburg-Ansbach und dem preußischen Königssohn entspinnt eine zarte, romantische Liebesgeschichte. Doch beide sind in ihrer Entscheidung nicht frei. Es steht ihnen nicht zu, einen Ehegatten nach dem Herzen zu wählen, politische und dynastische Gründe haben Vorrang. Und so muss der junge Friedrich Wilhelm hilflos und unglücklich mit ansehen, wie die geliebte Frau mit dem Kurprinzen Georg August von Hannover, dem späteren englischen König Georg II., vermählt wird. Als Folge daraus steht er seiner Umwelt nun noch ablehnender gegenüber und gibt sich mürrisch, polternd und unhöflich – gegen jedermann und ohne Rücksicht auf Stand oder Geschlecht.

Die Hochzeit ist ihm einfach zu teuer!

Ein Jahr später, im November 1706, muss der Kronprinz gleichfalls einem ungeliebten Menschen sein Jawort geben: Sophie Dorothea von Braunschweig-Lüneburg. Auch seine 17-jährige Braut steht der Verbindung sehr distanzie

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