ENERGIE HUNGER

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WUNDER

KANN DIESE WÜSTE UNSEREN STILLEN?

Im Süden Afrikas liegt eine Oase mit grünem Wasserstoff – warum Deutschland jetzt bei einer ehemaligen Kolonie um den Energieträger der Zukunft buhlt …

SPUREN IM SAND Einst kontrollierte die kaiserliche Schutztruppe den Abbau von Diamanten in der Namibwüste. Bald soll hier unter deutscher Beteiligung Wasserstoff produziert werden – und endlich für gute Einkommen bei der örtlichen Bevölkerung sorgen.
LEBEN IM MUSEUM Mit der Felsenkirche und den Häusern im Kolonialstil erinnert Lüderitz an die Kaiserzeit.

Eingekeilt zwischen dem rauen Atlantik im Westen und der lebensfeindlichen Namibwüste im Osten säumt das keines Städtchen Lüderitz das Ufer der gleichnamigen Bucht. 1883 von dem Bremer Kaufmann Adolf Lüderitz gegründet, hat sich der ehemalige Handelsposten zu einer kleinen Stadt mit 12 000 Einwohnern entwickelt.

In dieses verträumte Städtchen, wo sich heute noch die Reichsapotheke in der Bismarckstraße befindet, verschlägt es vor allem Touristen, die sich an dem kolonialen Charme sowie den schmackhaften Austern und Langusten erfreuen.

Seine einstige Blütezeit verdankte Lüderitz dem Diamantenabbau. Bis in die 1920er-Jahre war der sandige Wüstenboden übersät mit Rohdiamanten, sodass man sich nach den wertvollen Steinen lediglich bücken musste. Schnell erklärte die Kolonialverwaltung die Gegend um Lüderitz zum Sperrgebiet und veräußerte Schürfrechte an zahlungswillige Glücksritter aus dem deutschen Kaiserreich.

BESTE VORAUSSETZUN-GEN FÜR ÖKOSTROM

Nun suchen die Deutschen erneut nach einem Platz an der Sonne. Denn mittels klimaneutral produziertem Wasserstoff will die Bundesregierung die Energiewende schaffen – und dessen Herstellung erfordert große Mengen an umweltfreundlich produziertem Strom. Die Voraussetzungen könnten im ehemaligen Diamantensperrgebiet nicht besser sein: 3500 Sonnenstunden pro Jahr, kräftiger Wind und unbebaute Flächen gibt es in der ältesten Wüste der Welt im Überfluss. Zudem ist Namibia eine stabile Demokratie.

Unter der Leitung des deutschen Unternehmens Enertrag will das Joint-Venture Hyphen Hydrogen Energy hier eine der fünf weltgrößten Anlagen zur Wasserstofferzeugung errichten. Auf einem Areal, vergleichbar der Fläche Mallorcas, sollen 500 Windturbinen sowie 40 Quadratkilometer Solarmodule entstehen. Mit 7000 Megawatt Ökostrom will der Betreiber jährlich 300 000 Tonnen Wasserstoff produzieren und anschließend in Form von Ammoniak nach Europa verschiffen lassen. Aus Wüstensand entsteht aber kein Wasserstoff. Namibia leidet schon lange unter Trockenheit. Die Dämme im Land verzeichnen seit Jahren keine nennenswerten Zuflüsse. Darum will Hyphen

REICHE VERGANGENHEIT Zu Beginn des 20. Jahrhunderts machten Diamantensucher die Siedlung Kolmanskuppe zum wohlhabendsten Ort Afrikas. Heute locken die versandeten Häuser vor al

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