MUSIK DERSTERNE?

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Sie können weitaus mehr als spektakulär strahlen und explodieren: Sterne singen. Asteroseismologen erfassen Schwingungen, die von ihnen ausgehen. Damit eröffnen sich vollkommen neue Einblicke in das stellare Innenleben – und die riesigen Gasbälle im Weltall haben so einiges zu verbergen ...

SVEN GERNAND

WAS VERRÄT DIE

DIE SINFONIE DER ABERMILLIARDEN Sterne sind nicht stumm. In ihrem Innern verursachen z. B. gigantische Plasmaströme Schwingungen, die auf der Erde von Asteroseismologen in für den Menschen hörbare Klänge umgewandelt werden können. Auf der Erde können diese stellaren Lieder nur in Observatorien eingefangen werden.

Es ist hypnotisierend schnell und in seiner Gleichmäßigkeit vollkommen: ein Trommeln wie ein aufgeregter Herzschlag, der zusätzlich mit Bässen unterlegt ist. Wie die galoppierenden Hufe der herannahenden Kavallerie. Wie das Kriegssignal eines Urwaldstammes, das sich durch das Dickicht des Dschungels in alle Richtungen fortsetzt und die Luft zum Vibrieren bringt. Tatsächlich erklingt dieses Geräusch in einer bitterkalten Nacht in der chilenischen Atacamawüste. Und zwar aus einem Lautsprecher der Europäischen Südsternwarte. Es ist der Klang von Xi-Hydrae. Und damit ist kein neuartiger Subwoofer gemeint, sondern ein Stern. 1000-mal so groß und 60-mal so hell wie unsere Sonne, pulsiert er in 130 Lichtjahren Entfernung im Sternbild Wasserschlange in einem niederfrequenten Rhythmus, den die Astronomen um den Faktor eine Million beschleunigen müssen, damit er für unsere Ohren hörbar wird. Was dabei herauskommt, ist der Gesang eines uralten Stern-Riesen, ein Lied der Verschmelzung von Elementen und – wenn wir genau hinhören – eine Melodie, die uns das wahre Wesen der Sterne enthüllen kann …

Xi-Hydrae gehört zu den am besten erforschten stellaren Klangbildern des Universums, doch es ist nicht der einzige bekannte Sternen-Soundtrack. Zahlreiche astronomische Objekte werden heutzutage akustisch angezapft – vor allem von Satelliten und Forschungssonden, doch auch von der Erde aus, wo sozusagen der Empfang schlechter ist, fangen Asteroseismologen „Schallmuster“ von Sternen durch Observatorien ein. Doch um zu verstehen, warum Himmelskörper eine „Stimme“ besitzen, muss man sich die Prozesse anschauen, die einen Stern brodeln lassen.

WIE NIMMT EIN STERN SEINEN BETRIEB AUF?

Sterne sind der Definition nach massereiche, selbstleuchtende Gaskugeln, von denen, Schätzungen zufolge, 100 Milliarden mal 100 Milliarden das Universum erhellen. Ein Stern

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