Europaparlament nimmt Renaturierungsgesetz an

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FAQ ZUM EU-RENATURIERUNGSGESETZ

In Straßburg wurde am 27. Februar 2024 das umfassende Renaturierungsprojekt der Union mit knapper Mehrheit angenommen. Worum geht es in dem Gesetz? Und wie geht es nun weiter? Unsere FAQ zum Thema.

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Das Europäische Parlament hat am 27. Februar 2024 in Straßburg mit knapper Mehrheit das weltweit erste Gesetz für eine umfassende Renaturierung geschädigter Ökosysteme in ganz Europa angenommen: das Renaturierungsgesetz. Im Folgenden die wichtigsten Fragen und Antworten zu diesem Vorhaben, das die europäische Landschaft in den kommenden Jahrzehnten aus ihrer Abwärtsspirale befreien soll.

Das Gesetz wurde mit 329 Jastimmen, 275 Neinstimmen und 24 Enthaltungen angenommen.

Was sind die wichtigsten Punkte des Renaturierungsgesetzes?

Die EU-Mitgliedstaaten werden dazu verpflichtet, bis zum Jahr 2050 erforderliche Maßnahmen zu ergreifen, um nahezu alle geschädigten Ökosysteme auf ihrem jeweiligen Staatsgebiet zu renaturieren. Alle Arten von Lebensräumen müssen einbezogen werden – darunter Wälder, Moore, Wiesen, Seen, Flüsse und Meere.

Es gilt ein Stufenplan: Als erste Zielmarke wird festgelegt, dass bis zum Jahr 2030 in mindestens 30 Prozent der Ökosysteme Maßnahmen angelaufen sind, um sie einen guten Zustand zu bringen; das entspricht etwa 20 Prozent der Gesamtfläche der EU. Bis 2040 müssen die Staaten in 60 Prozent und bis 2050 in 90 Prozent der geschädigten Ökosysteme geeignete Maßnahmen für Renaturierung ergriffen haben.

Außerdem sollen die Renaturierungen dazu beitragen, weitere von der EU angestrebte Ziele zu erreichen: die Pflanzung von mindestens drei Milliarden zusätzlicher Bäume bis 2030 und die Schaffung frei fließender Flüsse auf einer Länge von 25 000 Kilometern oder mehr.

Warum Renaturierung?

Der Verlust von Lebensräumen und der darin lebenden Tier- und Pflanzenarten hat sich in den vergangenen Jahrzehnten weltweit stark beschleunigt. In der Europäischen Union sind inzwischen mehr als 80 Prozent aller Lebensräume in einem schlechten ökologischen Zustand. Viele Tier- und Pflanzenarten kämpfen ums Überleben. Dieser Verlust an Biodiversität hat Folgen auch für den Menschen: Kanalisierte Flüsse und zerstörte Auen bieten keinen wirksamen Hochwasserschutz mehr, kranke Wälder stoßen Treibhausgase aus, statt sie zu speichern, und die schwindende Zahl bestäubender Insekten entwickelt sich zu einer ernsten Gefahr für die Lebensmittelproduktion. Schon heute leidet die Hälfte der von Bestäubung abhängigen Ackerkulturen in der EU unter Mangelerscheinungen.

Gerade von Seiten der Wissenschaft wird das EU-Renaturierungsgesetz daher mit großer Mehrheit unterstützt. So machte erst im Dezember 2023 eine internationale Fachgruppe im Journal »Science« auf die Notwendigke

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