Unbekannte Gefahr im Blut

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CHOLESTERIN

Auch Menschen, die sehr gesund leben, können erblich bedingt enorm erhöhte Cholesterinwerte haben – ohne das zu wissen. Das steigert das Risiko, sogar in jungen Jahren einen Herzinfarkt zu erleiden. Wie können sie vor der unsichtbaren Gefahr gewarnt werden?

PIYASET / GETTY IMAGES / ISTOCK

Als Benedikt Meyervom Herzinfarkt seines Bruders hörte, konnte er es nicht fassen. Warum hatte es ausgerechnet ihn getroffen? Sein Bruder war zu diesem Zeitpunkt 55 Jahre alt, ernährte sich gesund, war schlank, sportlich, Nichtraucher; wirklich niemand, bei dem man in diesem Alter ein Herzleiden vermuten würde. Er überlebte. Doch es dauerte nicht lange, bis Benedikt Meyer erfuhr: Auch er war wohl nicht weit entfernt von einem Herzinfarkt. Denn er trägt das gleiche krank machende Gen wie sein Bruder. Es verursacht erhöhte Werte des so genannten LDL-Cholesterins – und steigert massiv das Risiko für einen Herzinfarkt oder Schlaganfall in relativ jungen Jahren. Was nur wenige wissen: In Deutschland betrifft das bis zu 300000 Menschen.

Gutes Cholesterin, schlechtes Cholesterin

Die gesamte Cholesterin-Thematik ist recht verwirrend, vor allem die Begrifflichkeiten. So verbinden viele Menschen negative Assoziationen mit Cholesterin – dabei ist es lebensnotwendig und wird in jeder Zelle des Körpers benötigt (siehe »Was ist Cholesterin?«). Um das nicht wasserlösliche Lipid überhaupt über das Blut transportieren zu können, braucht es bestimmte Trägermoleküle, so genannte Lipoproteine, wie etwa das »low-density lipoprotein« (LDL). Es transportiert das Cholesterin gut verpackt als Paket von der Leber zu Zellen und Organen. Doch warum kann vor allem dieses LDL-Cholesterin gesundheitliche Probleme verursachen? Warum wird es als »schlechtes« Cholesterin bezeichnet?

Nun, das LDL hat die Aufgabe, das Cholesterin sicher zu den Zielzellen zu bringen. Dort angekommen, werden bestimmte Proteine auf der Oberfläche des Pakets erkannt – im Fall von LDL ist es das Apolipoprotein B-100 (Apo-B-100). Es bindet an den LDL-Rezeptor, woraufhin das Cholesterin in die jeweilige Zelle aufgenommen wird. Soweit der Normalfall. Anders ist es, wenn zu viel LDL im Blutvorliegt: Dannwird nicht alles aufgenommen und kann sich in den Arterienwänden ablagern. Entsteht dadurch eine Verengung am Gefäß, nennt man dies auch Plaque. »Ein hoher LDL-Cholesterinwert ist auch ohne weitere Risikofaktoren in der Lage, eine Arteriosklerose zu verursachen«, sagt Ulrich Laufs, Direktor der Klinik und Poliklinik für Kardiologie am Universitätsklinikum Leipzig. »Umgekehrt kann ohne LDL-Cholesterin keine Plaque entstehen.« Zusätzlich verlieren die Gefäße mit der Zeit ihre Elastizität. Sind die

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