Theorien des Bewusstseins

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Probanden zu sehen sein würde, wenn diese bestimmte kognitive Aufgaben erledigten. Die Forschergruppe einigte sich auch darauf, welches Ergebnis bei den unterschiedlichen Tests dazu führen sollte, dass die jeweilige Theorie »bestanden« hat oder »durchgefallen« ist.

Im ersten Experiment wurden den insgesamt 256 Teilnehmern und Teilnehmerinnen eine Reihe von Bildern und Symbolen gezeigt. Sobald ganz bestimmte Bilder auftauchten, mussten sie sich melden. Gemäß der IIT sollte diese Aufgabe eine anhaltende Aktivierung im hinteren Teil des Gehirns auslösen. Die Daten legen das nahe. Allerdings synchronisierte sich die Aktivität zwischen den Hirnarealen im hinteren Kortex nur vorübergehend und nicht wie angenommenen dauerhaft.

Die GNWT prognostizierte hingegen, dass der präfrontale Kortex während der Aufgabe aktiviert wird – was sich ebenfalls bestätigte. Es gab jedoch keine Hinweise darauf, dass die Region Informationen über die Ausrichtung des gesehenen Objekts enthielt. Dies ist aber Teil der bewussten Erfahrung und wäre gemäß der Theorie zu erwarten gewesen. Das Experiment fand zudem Beweise für die von der GNWT postulierte globalen Signalübertragung – allerdings nur zu Beginn einer Erfahrung und nicht auch am Ende wie vorhergesagt. Die Ergebnisse dieses ersten Experiments wurden im Jahr 2023 in einem Preprint veröffentlicht. Sie würden einige der Vorhersagen der zwei Theorien bestätigen, aber gleichzeitig beide grundlegend in Frage stellen, heißt es in der Publikation.

Im zweiten Experiment mussten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ein Videospiel spielen. Währenddessen sollten sie Auskunft darüber geben, ob sie bestimmte Bilder im Hintergrund des Bildschirms wahrnehmen. Die zugehörigen Ergebnisse wurden jedoch noch nicht publiziert. Die beiden Experimente waren ein Kompromiss, den das Team eingehen musste, um einen Konsens zwischen den Lagern von Tononi und Dehaene zu finden. »Ich bewundere beide sehr und halte sie für extrem gute Wissenschaftler«, sagt Melloni. Aber sie fügt hinzu: »Die Welt wäre ein besserer Ort, wenn sie sich die Chance geben würden, einander zuzuhören.« Weil das kaum geschah, bestand eine diplomatische Strategie darin, sich mit den beiden Theoretikern in getrennten Gesprächen zu unterhalten und die Ideen des einen in die des anderen zu »übersetzen«. »Eine unserer Hauptaufgaben ist es, eine gemeinsame Sprache zu finden, um sicherzustellen, dass wir über das Gleiche reden«, beschreibt Mudrik das Vorgehen.

Zumindest ein bisschen hat es offenbar funktioniert: So berichtet Tononi auf Anfrage, dass die kontradiktorische Kollaboration es ihm ermöglicht hat, die anderen Theorien klarer zu sehen. Er räumt auch ein, wie schwierig das Projekt war, und lobt die Leiter der Studie – Me

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