Bin ich depressiv?

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DIAGNOSTIK

Wenn wir uns schlapp und bedrückt fühlen, kann das viele Ursachen haben – von Mangelerscheinungen bis hin zu neurologischen Erkrankungen. So finden Sie heraus, ob eine Depression dahintersteckt.

Corinna Hartmann | Die Psychologin arbeitet als Wissenschaftsjournalistin in Saarbrücken.
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Familie Rösl steckte mitten im Hausbau, das dritte Kind war unterwegs. Eigentlich hatte Armin Rösl, damals 35 und von Beruf Journalist, gerade alle Hände voll zu tun. Doch ausgerechnet in dieser Zeit fühlte er sich so krank wie nie. Er hatte keine Kraft, sein Hals war oft wie zugeschnürt und seine Beine schwer wie Blei: »Es war, als wäre ich einen Marathon gelaufen.« Dann war da noch dieser Schmerz im Nacken und das Herzrasen, das ihn immer wieder überkam. »Einmal stand ich im Supermarkt und dachte, ich sterbe. Meine Mutter hat Herzprobleme, auch deswegen glaubte ich sofort: Das muss es sein.« Heute, 15 Jahre später, weiß er, dass es eine Depression war, die die Symptome hervorrief. Bis zur Diagnose sollte es allerdings eine Weile dauern.

AUF EINEN BLICK

01 Wenn die Energie fehlt und nichts mehr Spaß macht, handelt es sich oft um eine Depression. Bislang gibt es jedoch keinen Bluttest oder Hirnscan, der die Diagnose sicher t.

02 Stattdessen vergeben Ärztinnen und Psychologen die Diagnose allein anhand der Symptome. Ein Exper tengremium hat dafür eine Liste von Kriterien aufgestellt, die die Krankheit charakterisieren. Weitere Anzeichen können den Verdacht erhär ten, etwa das typische Morgentief.

03 Wichtig ist aber, andere Ursachen und Erkrankungen auszuschließen, etwa die Nebenwirkungen bestimmter Medikamente, eine Fehlfunktion der Schilddrüse oder unerkannte ADHS.

»Die Krankheit wird nicht immer gleich erkannt«, sagt Christine Reif-Leonhard, Leitende Oberärztin und Leitung des Schwerpunkts Depression am Universitätsklinikum Frankfurt. »Oft vermuten Menschen eine rein körperliche Erkrankung hinter ihren Symptomen wie Schlafstörungen oder Erschöpfung. Oder sie halten ihr Befinden schlicht für eine natürliche Folge einer belastenden privaten oder beruflichen Situation. Das ist fatal, weil es sich bei einer Depression um eine potenziell lebensbedrohliche Krankheit handelt.« Depressionen sind verbreitet. Mehr als jeder zehnte Deutsche erkrankt daran. Einmal ausfindig gemacht, lässt sich die Krankheit in der Regel gut behandeln. Nur wie merkt man, ob man depressiv ist oder gerade bloß eine schwierige Phase durchmacht? Ob die Psyche die Beschwerden verursacht oder der Körper?

Für die Depression gibt es bislang keinen eindeutigen biologischen Marker, keinen Bluttest oder Ultraschall, der Gesunde von Kranken unterscheiden kann.

Stattdessen legt ein Gremium aus Expertinnen und Experten fest, wo eine Depression beginnt und wie man sie feststellt

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