Tödliches Katzencovid wird behandelbar

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FIP

Bricht bei einer Katze eine »feline infektiöse Peritonitis« aus, bleiben ihr meist nur wenige Tage zu leben. Neue Medikamente könnten erkrankte Vierbeiner heilen – einige der vielversprechendsten Wirkstoffe kommen bereits bei Menschen mit Covid-19 zum Einsatz.

Michaela Maya-Mrschtik ist promovierte Molekularbiologin und Redakteurin für Medizin.
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Im Sommer 2023 schlugen Fachleute auf der Mittelmeerinsel Zypern Alarm: Seit Beginn des Jahres waren dort tausende,vielleicht sogar zehntausende Katzen leidvoll verendet. Die zypriotische Tierärztevereinigung ging von 8000 Fällen bis Mitte Juli 2023 aus, genaue Zahlen fehlen. Die meisten der eineinhalb Millionen Tiere, die Zypern den Beinamen »Insel der Katzen« geben, leben nämlich auf der Straße und sterben dort unbemerkt. Ab Anfang 2023 hatten Einheimische allerdings auffällig viele Streuner beobachtet, deren Bauch aufgedunsen wirkte. Betroffene Vierbeiner schienen apathisch, verloren an Gewicht und hatten häufig Fieber. Ein Teil zeigte neurologische Ausfälle oder krankhafte Veränderungen an den Augen.

All diese Anzeichen deuten auf eine schwere Infektionskrankheit namens FIP, kurz für »feline infektiöse Peritonitis«, hin. Ausgelöst wird sie durch das feline Coronavirus (FCoV), das Tierärztinnen und Tierärzte auf Zypern im Anschluss bei zahlreichen verstorbenen Tieren nachweisen konnten. Das Virus gehört zwar zur selben Familie wie das Pandemievirus Sars-CoV, es befällt jedoch ausschließlich Katzen und ist für Menschen ungefährlich. Forschende um Charalampos Attipa von der University of Edinburgh warnten im August 2023, dass sich die Zahl der bestätigten Fälle in dem Land bis April im Vergleich zu den Vorjahren um mehr als das 40-Fache erhöht hatte.

Eine derart große FIP-Epidemie ist ungewöhnlich. »Katzen, die mit FCoV infiziert sind, zeigen meist keine oder nur milde Durchfallsymptome«, erklärt Katrin Hartmann, Veterinärmedizinerin und FIP-Forscherin an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Nur bei einem kleinen Teil der Wirte wird der Erreger im Lauf der Erkrankung aggressiver. Dabei entsteht ein zweiter Biotyp des Virus, genannt »feliner infektiöser Peritonitis-Virus« (FIPV). Veränderungen in seinem Erbgut erlauben es ihm, anstatt Zellen im Verdauungstrakt nunmehr Makrophagen zu befallen, die einewichtige Rolle für die zelluläre Immunantwort des Körpers spielen. Sehr junge sowie betagte Katzen haben ein höheres Risiko, FIP zu entwickeln. Ebenso erkranken Rassekatzen im Schnitt etwas häufiger als Mischlinge.

Der Befallvon Immunzellenverändert die Symptome drastisch. Die Krankheit nimmt daraufhin einen von zwei Verläufen: Bei der »trockenen« FIP kommt es zu schweren Entzündungen an inneren Organen. Zellen der Körperabwehr sammeln sich massenhaft im betroffenen Gewebe

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