Muss der Mensch seine Umwelt zerstören?

2 min lesen

REZENSION

Wolfgang Skrandies ist Professor für Physiologie i. R. an der Justus-Liebig-Universität Gießen sowie an der Dokkyo Medical University in Japan.

Werner Bätzing | Homo destructor | Verlag: C.H. Beck, München 2023, 463 Seiten | ISBN: 9783406806681 | 32,00 € | bei Amazon.de kaufen

Werner Bätzing lehrte bis vor etwa zehn Jahren Kulturgeographie an der Universität Erlangen-Nürnberg. In diesem Buch warnt er vor dem »zerstörerischen« Menschen, der seine Umwelt durch Eingriffe in die Natur massiv schädigt. Das Thema Umweltschutz hat in den letzten 50 Jahren enorm an Bedeutung gewonnen. Der Beginn der von Menschen verursachten Veränderungen liegt jedoch wesentlich länger zurück. Der Autor ist der Ansicht, dass wir die jetzige Krise nur bewältigen können, wenn wir uns auch mit der Geschichte beschäftigen und darin einen Ausgangspunkt für einen neuen Umgang mit der Natur finden. In diesem Buch schildert er die Entwicklung der Menschheit. Sein Schwerpunkt liegt dabei auf der Frage, wie der Mensch während seines Lebens, von steinzeitlichen Kulturen bis heute, in Natur und Umwelt eingegriffen hat. Dabei werden Erkenntnisse verschiedener Fachgebiete zusammenfassend dargestellt.

Wie Bätzing betont, ist der Mensch nicht von Natur aus ein »Homo destruc-tor«, sondern er wird es aufgrund seiner Lebensbedingungen, die sich im Laufe langer Zeiträume deutlich verändern. Die genetisch-biologische Ausstattung zeigt den Menschen als Generalisten, der an keinen Lebensraum optimal angepasst ist, sondern sich diesen jeweils erst schaffen muss. So werden allmählich fast alle Regionen der Welt bevölkert. Die verschiedenen Phasen dieser Entwicklung werden ausführlich in einzelnen Kapiteln geschildert. Diese vollzieht sich nicht nur auf biologischer Ebene, vielmehr sind es vor allem Umwelteinflüsse, die zur Ausbildung unterschiedlicher Lebensformen beitragen.

TOA555 / STOCK.ADOBE.COM

Die Veränderung kam mit der Aufklärung

Zu Beginn seiner Evolution lebt der Mensch im Übergangsbereich zwischen dem tropischen Regenwald und der Feuchtsavanne. Und in der Zeit, in der er als Jäger und Sammler unterwegs ist, verändert er die vorgefundene Natur kaum. Dies ändert sich erst mit dem Sesshaftwerden und dem Beginn der Landwirtschaft: Die Natur wird in Kulturlandschaften umgewandelt und genutzt, wobei die Umwelt zunächst kaum zerstört wird. Ähnliches ist beim Entstehen der Städte und Stadtstaaten zu beobachten, deren Bewohner von dem sie umgebenden Land in Hinsicht auf die Versorgung mit Lebensmitteln und Rohstoffen abhängig sind. Grundlegend anders stellt sich das Ganze erst mit der Aufklärung und der systematischen Anwendung naturwissenschaftlicher Forschung dar, die zur industriellen Revolution führen. Hier nehmen die Ausbeutung der Natur und die massive Nutzung fossiler Rohstof

Dieser Artikel ist erschienen in...

Ähnliche Artikel

Ähnliche Artikel