KARRIEREWECHSEL BACK TO BEGIN

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Manchmal schubst einen das Leben fast von allein in eine andere Richtung. Manchmal hadert man schon länger mit dem Job und sehnt sich nach Veränderung. Zwei Frauen über ihren Mut zum Neustart

CAROLINE LAUENSTEIN

Trachten-Designerin, 56

DA MUSS ERST EINE HAMBURGERIN NACH BAYERN KOMMEN, UM EINEN GANZ BESONDEREN TRACHTENROCK ZU ENTWERFEN, DEN ES SO NOCH NICHT GAB. DARAUS ENTWICKELTE SICH BALD EIN ERFOLGREICHES BUSINESS

ALLES ZUCKER ODER WAS? In der Mitte des Lebens nehmen wir manche Entscheidungen – auch in puncto Karriere – noch mal genauer in Augenschein. Oft mit Konsequenzen

Eigentlich bin ich Maskenbildnerin. Als ich noch in Hamburg lebte, habe ich am Thalia Theater gearbeitet. Der Job hat mir viel Freude bereitet, auch wenn ich sagen muss, dass ich es immer irgendwie blöd fand, angestellt zu sein. Ich mag es einfach und es entspricht meinem Naturell, selbstbestimmt zu sein und mir mein Arbeitsfeld nach eigenen Vorstellungen gestalten zu können. Dennoch hatte ich nicht geplant, mich eines Tages selbstständig zu machen.

Dass ich inzwischen Designerin und Unternehmerin bin, hängt mit unserem Umzug an den Ammersee in Oberbayern zusammen und mit dem Geschenk meiner Mutter, das sie mir zu meinem 40. Geburtstag machte: Ich durfte mir ein Dirndl maßschneidern lassen. Das fand ich toll, und ich habe es unheimlich genossen, mit der Schneiderin Stoffe auszusuchen und über Schnitte zu fachsimpeln. Was ich dann allerdings ziemlich traurig fand, war, dass ich mein schönes Dirndl viel zu selten tragen konnte. Mal zu einem Volksfest oder zu einer Hochzeit. Also habe ich mir überlegt: Es müsste so etwas wie einen modernen Trachtenrock geben, hochwertig in der Verarbeitung, aber absolut alltagstauglich.

Ich habe schon immer gern genäht, mich für Stoffe, Farbigkeit und Muster interessiert. Und so machte ich mich daran, meinen ersten Rock nach meinen eigenen Ansprüchen und Vorstellungen zu entwerfen, mit breiter Passe und aus verschiedenen Materialien wie Loden, Seide und Leinen. Ich weiß noch, wie gut es sich angefühlt hat, als er fertig war. Stolz präsentierte ich ihn meinem Mann und sagte: „Das will ich jetzt nur noch machen!“ So kam es tatsächlich. In diesem Jahr feiern wir unser 10-jähriges Firmen-Jubiläum.

Auf meinen ersten Rock w urde ich sehr oft angesprochen. Ich nähte weitere, und auf einer Handwerksmesse bei uns in der Gegend verkaufte ich nicht nur die ersten Modelle, dort kamen auch die Inhaber eines Geschäfts auf mich zu und fragten, ob ich mir vorstellen könnte, für sie eine Kollektion zu entwerfen. Ich habe dann einfach Ja gesagt, ohne genau zu wissen, worauf ich mich da einlasse. Ich glaube, für so einen Schritt braucht man schon ein wenig Mut, aber vor allem Leidenschaft. Alles, was ich anfangs verdient habe, habe ich gleich wieder ins Unternehmen gesteckt. Was mir bis heute hilft, ist, auf mein Bauchgefüh

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