Deutschlands bekannteste Escort-Frau

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Hanna Lakomy spricht über ihre Kunden, den Orgasmus und das Geld

TEXT: Ina Küper-Reinermann

Hanna Lakomy gründete ein feministisches Portal für Edel-Escort-Dates, ihr erster Roman „Begabung usw.“ erschien 2023 im Freunde & Friends Verlag.
FOTO: JENS KALAENE/PICTURE ALIIANCE/DPA

Hanna Lakomy könnte es einem leicht machen. Sie könnte ihren Beruf als unverfänglichen Nebenerwerb abtun. Erklären, dass alles weniger wild und weniger körperlich ist als weithin angenommen und dass sie langfristig ja eh etwas völlig anderes mit sich und ihrem Leben vorhat. Aber bequem zu sein ist Hanna Lakomy, auch unter dem Pseudonym Salomé Balthus bekannt, zu bequem. „Ich lasse mich für Sex bezahlen. Ich bin eine Hure; und ich werde es so lange wie möglich bleiben.“

1984 in Ostberlin geboren, wächst sie für DDR-Verhältnisse relativ privilegiert auf. Ihre Eltern, der Musiker Reinhard Lakomy und die Schriftstellerin Monika Ehrhardt, gelten als Vorzeige-Intellektuelle. Kirchlich geprägte Moralvorstellungen, erzählt sie, habe es im Osten – wo Religion zwar nicht verboten, aber unerwünscht gewesen sei – nicht gegeben. Ihre Mutter habe oft über Sex gesprochen, aber auf eine naturalistische, pragmatische Art und Weise. „Dabei fehlte mir immer das Geheimnisvolle. Die beinahe mystische Dimension, die Lust – so viel weiß ich heute – haben kann.“

Was Hanna Lakomy sucht, entdeckt sie ausgerechnet, als sie bei Spaziergängen Sexarbeiterinnen sieht. Während die Frauen des Straßenstrichs ihre Mutter amüsierten, lösten sie in ihr schon als Kind einen schwer zu beschreibenden Sog aus: „Sie wirkten auf mich nie wie bemitleidenswerte Opfer, sondern wie aggressive Göttinnen. Mich faszinierte die Vorstellung, dass sie sich etwas nehmen, was die meisten unvorstellbar finden.“

Aber zunächst studiert Hanna Lakomy Philosophie und Literatur, anschließend arbeitet sie als Autorin. Doch sie bleibt neugierig, will Grenzen austesten. Eine Zeit lang versucht sie sich als Aktmodell, kann davon nicht wirklich gut leben. „Geld bedeutet Freiheit. Und wie wichtig Freiheit gerade für Frauen ist, brauche ich niemandem zu erklären. Ich wollte mehr von beidem: mehr Geld und mehr Freiheit.“ Sie bewirbt sich bei einer Escort-Agentur und trifft kurze Zeit später – in Begleitung einer zweiten Sexarbeiterin – ihren ersten Freier: „Ein höflicher, älterer Gentleman. Ich hätte mit diesem Menschen nicht ohne Honorar geschlafen, aber darum ging es ja auch gar nicht. Er zahlte jeder von uns 3000 Eu

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