WIE IST DAS WOHL GEMEINT?

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Manche Menschen, Overthinker genannt, müssen alles ständig überdenken. Dieses gedankliche Irrlaufen mit (vermeintlichen) Problemen kann auf Dauer psychisch krank machen. Allerdings gibt es Auswege aus der Grübelfalle

Text: VICTORIA JOY, MARTINA STEINBACH

Schwerpunkt Anti-Stress

Illustration: KTSDESIGN/SCIENCE PHOTO LIBRARY/GETTYIMAGES

War das jetzt richtig? Hätte ich nicht doch lieber ...? Was passiert dann mit ...? Wohl jeder von uns kennt derartige Gedanken. Doch einige Menschen neigen dazu, Entscheidungen, Situationen oder Probleme immer und immer wieder zu analysieren und es mit der Grübelei zu übertreiben. Ihnen fällt es schwer, Entscheidungen zu treffen, weil sie sich (zu) viele Sorgen um die möglichen negativen Konsequenzen machen. Dieses Phänomen wird als Overthinking bezeichnet. Salopp formuliert handelt es sich um das überzogene Überdenken einer Sache. Denk drüber nach!

DIE EINORDNUNG

Derzeit gibt es fürs Overthinking noch keine klinische Definition. Zwar scheint es auf den ersten Blick eng mit dem gut erforschten psychologischen Phänomen Cognitive Overloads verwandt zu sein – gemeint ist damit der Zustand, wenn zu viele Reize auf das Gehirn einprasseln und dann überhaupt nichts mehr geht. Aber Overthinking ist nicht das Gleiche. Die Forschung ist sich bislang lediglich darüber einig, dass es bei Overthinking um Gedanken geht, die auf einem ungesunden Niveau im Kopf herumkreisen.

US-Autorin Anne Bogel aus Louisville hat den Ratgeber „Don’t Overthink It“ (Baker Books, bisher nicht auf Deutsch erschienen) geschrieben. Sie versteht unter dieser Bezeichnung eine „Phase, in der wir mentale Energie verschwenden für Dinge, die das nicht verdienen.“ Zum Beispiel bei der Entscheidung, ob man sich den teuren Campingvan jetzt leistet, um mit der Familie im Urlaub eine gute Zeit zu haben. Geld ist dabei allerdings nicht der (Haupt-)Grund fürs Grübeln. Die Zweifel haben eher damit zu tun, dass man eine solche Anschaffung eigentlich nicht verdient hat: Vielleicht ist es gerade nicht der richtige Zeitpunkt? Und was ist, wenn man den Kauf irgendwann bereut?

Solche unproduktiven Denkmuster kommen dir bekannt vor? Willkommen im Club! Für eine Mitgliedschaft ist der Inhalt übrigens austauschbar. Vielleicht ist es ja nicht ein Autokauf, der dir Kopfzerbrechen bereitet, sondern die kurz angebundene E-Mail von der Chefin oder die Frage, welchen Eindruck du auf dem letzten Familienfest hinterlassen hast.

Overthinking ist übrigens weder ein typisch männliches noch ein spezifisch weibliches Phänomen, auch wenn sich in diesem Punkt nicht alle Expertinnen und Experten einig

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