„Das Glück liegt auf der Straße“

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Einfach Ehrlich

Flohmärkte, Sperrmüll oder Geschenkkisten auf dem Gehweg – Pia Ehrlich liebt diese Art des „Einkaufens“

Fotos: Getty Images

Früher war Sperrmüll besser. Ich erinnere mich daran, dass mir an Sperrmülltagen mein Schulweg vorkam wie eine Shoppingtour. Vor jedem zweiten Haus standen Haufen, die man nach Schätzen durchwühlen und umsonst mitnehmen konnte. Einmal kam ich mit einem leicht verbeulten Vogelkäfig nach Hause, ein anderes Mal fand ich einen fast heilen Spiegel, den ich stolz in mein Zimmer hängte. Bloß das ausladende Trimm-Dich-Fahrrad ohne Sattel, das ich auf seinen winzigen Rollen durchs halbe Dorf gezerrt hatte, war zu viel für die Geduld und die räumlichen Kapazitäten meiner Eltern und landete noch am selben Abend vor unserem eigenen Haus, um von den Männern in den orangenen Anzügen mitgenommen zu werden. Aber diese Zeiten sind vorbei, wenigstens da, wo ich wohne. Ab und zu steht zwar noch ein Sperrmüllhaufen an der Straße, aber meistens handelt es sich bei den Sachen nur um irgendwelche Bretter oder fleckigen Matratzen. Oder um einen Umzug. Im Zweifel sollte man lieber nochmal nachfragen, bevor man sich die vermeintlich ausgesetzte Yuccapalme unter den Arm klemmt und mitnimmt. Auf diese Art und Weise ist ein Freund von mir seinen Teppich und einen Karton mit Töpfen ungewollt losgeworden.

Zum Glück gibt es Flohmärkte, die Schatzsucherinnen wie mich ebenso magisch anziehen wie Sperrmüllhaufen. Ich liebe dieses kribbelige Gefühl, zwischen den ganzen Ständen vielleicht auf etwas Wunderbares zu stoßen. Meinen Mann lasse ich an solchen Sonntagen am liebsten zu Hause. Er hasst Trödelmärkte, findet es unhygienisch, in den Klamotten von Fremden herumzuwühlen und schämt sich, wenn ich anfange, zu handel

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