Wie fühlt es sich an ... …finanziell von seinem Mann abhängig zu sein?

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Anonymes Geständnis

Beate* (42) ist Hausfrau, ihr Mann bringt das Geld mit nach Hause. Sie weiß allerdings nicht, wie viel und bekommt nur ein „Taschengeld“. Im Alltag stellt sie das vor Herausforderungen

Es ist so demütigend! Ich bin es leid. Jedes Mal, wenn ich meinen Mann um Geld bitte, legt er die Stirn in Falten und sagt erst mal gar nichts. Dann will er genau wissen, wofür und weshalb. Anschließend zückt er sein Portemonnaie oder schreibt einen Scheck aus. Das nervt mich wirklich. Ich frage ihn schon gar nicht nach Geld für persönliche Dinge, wie einen Friseurbesuch oder mal ein Paar Schuhe. Wenn ich Geld von ihm brauche, sind das notwendige Ausgaben. Wie jetzt zum Beispiel eine neue Waschmaschine. Inzwischen bereue ich es, dass ich wegen unserer drei Kinder meinen Beruf aufgegeben habe. So würde ich wenigstens selbst etwas verdienen. Und müsste mir nicht wie ein Bettler vorkommen, wenn ich Harald um Geld bitte.

Ich habe Bürokauffrau gelernt. Als Harald und ich uns vor 15 Jahren kennenlernten, arbeitete ich bei einer Autovermietung. Kurz darauf kündigte sich unsere Tochter an. Sie ist heute dreizehn. Seitdem habe ich nicht mehr gearbeitet. Aus dem Beruf bin ich raus. Da sind ja so viele neue Entwicklungen hinzugekommen – ich bin einfach nicht mehr auf dem neuesten Stand. Ich würde mir so gern einen Computer kaufen und wieder anfangen, mich damit zu beschäftigen. Doch wie soll ich diese Anschaffung meinem Mann erklären? Das ist mir alles viel zu mühsam. Harald verdient zwar als selbstständiger Tischlermeister ganz gut. Aber ich habe bis heute keinen Überblick, was er genau verdient. Das war noch anders, als er bei seinem Chef angestellt war. Da wusste ich in etwa, was jeden Monat reinkam. Aber seit Harald selbstständig ist, habe ich gar keine Ahnung mehr, was tatsächlich jeden Monat auf dem Konto ist. Da lässt er sich nicht in die Karten gucken. Ich bekomme jeden Monat von ihm 1500 Euro auf mein Konto überwiesen. Und basta. Damit habe ich auszukommen.

Das Meiste geht natürlich drauf für die laufenden Kosten. Lebensmittel, Hygieneartikel, Kleidung und Schulsachen für die Kinder, Taschengeld und so weiter. Wenn ich gut wirtschafte, bleiben ca. 150 Euro für mich im Monat übrig. Eigentlich eine magere Ausbeute. Unsere dreizehnjährige Tochter bekommt ja schon 60 Euro Taschengeld im Monat. Als die Kinder noch klein waren, hatte ich den ganzen Tag keine ruhige Minute. Heute ist der Jüngste sechs und geht gerade zur Schule. Den Nachmittag trifft er sich mit seinen Freunden, spielt Fußball. Ich habe dann bis zum Abendbrot endlich mal wieder ein bisschen Zeit für mich.

Wie gern würde ich dann in die Stadt gehen. Einen Schaufensterbummel machen, Eis essen, mich in ein Café setzen. Mir etwas Schönes

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