„Die tickt wohl nicht richtig“

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Will man w irklich, dass eine Smart watch einem sag t, ob man brav war? Laura-Kolumnistin Pia Ehrlich über den kleinen Diktator an ihrem Handgelenk

Zu Weihnachten habe ich eine dieser Klugscheißer-Uhren geschenkt bekommen, die nach drei Tagen mehr von einem wissen, als der eigene Mann nach dreißig Jahren Ehe. Gewicht, Blutdruck, Sauerstoffsättigung, Herzfrequenz, Schlafdauer und so einiges mehr. Würde mich nicht wundern, wenn das Ding aufzeichnet, was ich denke, wen ich bei der letzten Bundestagswahl gewählt habe oder wie hoch mein Kontostand ist.

Irgendwie unheimlich, seinen privaten Spitzel Tag und Nacht am Handgelenk zu tragen. Wobei einem der Hersteller weismachen will, dass es sich bei dem Gerät um einen privaten Fitnesstrainer handelt. Das klingt natürlich viel besser, obwohl ich mir so einen Personal-Trainer attraktiver vorgestellt habe. Mit mehr Muskeln und weniger Kunststoff. Und irgendwie charmanter. Meiner behandelt mich wie ein Schulkind. Ich bekomme von ihm goldene Fleißsternchen, wenn ich die Treppe, statt den Fahrstuhl nehme. Wenn ich abends früh ins Bett gehen, werde ich am nächsten Morgen gelobt, und es vergeht kein Tag, an dem er nicht irgendeine Gesundheitsweisheit von sich gibt. Zum Beispiel, dass ich täglich zehntausend Schritte gehen soll, um mein Fitnesslevel zu halten. Nicht, um ihn zu verbessern, nur um ihn zu halten! In meinem Alter scheint es bloß noch auf Instandhaltungsrenovierungen hinaus zu laufen. Dabei habe ich mich immer für aktiv gehalten, ich dachte, mit arbeiten, einkaufen, putzen, spazieren gehen, ein bisschen Sport machen und durch die Innenstadt bummeln bringe ich es locker auf die geforderte Schrittzahl. Stimmt aber nicht. An einem durchschnittlichen Tag schaffe ich gerade mal 5.000 bis 6.000 Schritte. Seitdem ich das weiß, denke ich ständig darüber nach, wie ich mich meh

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