Fester Halt für feines Haar – Bertl Lahnsteiner betreibt sein Handwerk mit Feingefühl und flinken Fingern.
Seine Arbeit ist ständig in Gefahr: Nur ein falscher Handstreich, und alles ist futsch. So ein Gamsbart erfordert nicht nur viel Geduld und Fingerfertigkeit.Das fertige Prachtstück will auch mit Respekt behandelt werden.Immerhin bis zu 40.000 Gamshaare steckt man sich damit an den Hut. Aber keineswegs irgendwelche. Ganz spezielle müssen es sein.
NUR FÜNF VON 100
Gemeint ist das sogenannte Grannenhaar, das lange Rückenhaar des Aalstrichs einer Gämse. Die Spitzen sind hell, das nennt der Fachmann „Reif“. Nur fünf von etwa hundert Böcken entwickeln diesen begehrten hellen Streifen entlang der Wirbelsäule; entsprechend begehrt sind diese feinen seidigen Strähnen. Künstlich färben ginge gegen die Ehre. Auch wenn das Handwerk fast ausgestorben ist – es gibt nur noch wenige Wildbartbinder – ganz alleine ist Bertl Lahnstein nicht. Die meisten seiner Kollegen bekommen ihre Haare von Jägern ihrer Region. Und nicht immer müssen es Gamsbockhaare sein.
IKONE AUS STEIN
Das Jagdschloss Offensee
DER BART AUF DEM HUT
Wissenswertes
Welche Haare eignen sich? Vorwiegend Gams-, Hirsch- und Dachshaar. Alle sehen kuschelig aus – aber: Anfassen ist strengstens verboten! Aufbewahrung: hängend, dunkel und vor Motten geschützt.
Seit wann gibt es Wildbärte? Seit dem 19. Jahrhundert. Die Jäger führten sie als Trophäe ein. Heute sind sie in Österreich und Bayern verbreitet. In der Schweiz hat sich
der Brauch dagegen nie etabliert.
Stiller Star Wo kann ich das lernen? Der gelbe Enzian Es gibt keine Ausbildung. Der wirkt unscheinbar, Könner zeigt dem Neuling die aber er hat Grundlagen. es in sich. Der Rest ist Eigenleistung. Ehrgeizige melden sich zur Gamsbart-Olympiade an. Sie findet alle vier Jahre in Mittenwald statt, zuletzt im Jahr 2022.
Gibt es Qualitätsmerkmale? Das Gewicht: Ein echter wiegt nur ca. 50 g, denn das Haar ist hohl. Der Preis: Ab 990