Warum wir glauben

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Von Ritualen der Steinzeit bis zu den Religionen von heute: Eine neue Dokureihe mit Christopher Clark macht sich auf die Suche nach dem göttlichen Funken

HEILIGE STÄTTE Christopher Clark erlebte den Felsendom auf dem Jerusalemer Tempelberg noch als Ort des Friedens

Der Anblick macht demütig: Schon vor über 11.000 Jahren errichteten Menschen der Jungsteinzeit Säulen mit spirituellen Darstellungen wilder Tiere. Archäologen vermuten: Göbekli Tepe, im südöstlichen Anatolien gelegen, war nicht nur ein Versammlungs-, sondern auch ein Kultort. Das Unesco-Welterbe ist nur eine der vielen Stätten, die Historiker Christopher Clark mit Dokufilmer und Autor Gero von Boehm und dessen Team besuchte (siehe TV-Tipp S. 11). Von den Klöstern Japans bis zur Halbinsel Sinai fahnden sie nach dem „göttlichen Funken“ – auf den Spuren der großen Religionen.

„Alles beginnt in der Steinzeit. Mit der Vermutung, dass es noch etwas anderes geben muss als die Welt, die uns umgibt“, erklärt Christopher Clark. „Am Anfang versuchten die Menschen, ihre Welt durch Magie und Kulte zu ordnen.“ Höhlenmalereien, geschnitzte Fantasiewesen und frühe Spuren von Bestattungen deuten auf erste Glaubenssysteme der Menschheit hin. Gerade Rituale an Kultplätzen dürften damals fürs Zusammenleben von Bedeutung gewesen sein. „Auffallend ist, dass einige der ältesten Formen der organisierten Religion mit dem Versuch zu tun haben, der natürlichen Welt einen Sinn zu geben“, betont Clark. „Frühes religiöses Verhalten war auch mit dem Bemühen verbunden, die Mächte zu besänftigen, um beispielsweise Stürme und Dürre abzuwehren.“

CHRISTENTUM An Ostern füllt sich der Petersplatz in Rom mit Tausenden Gläubigen

Katastrophen, das Zunehmen und Abnehmen des Mondes, der Lauf der Jahreszeiten – wer oder was steckte dahinter? Die Menschen füllten ihren Himmel mit Göttern für alle Gelegenheiten. Am östlichen Nilufer etwa bestaunte Clark die Tempel von Karnak. Die nahezu unüberschaubare Götterschar der alten Ägypter zeugt von ihrer magischen Beziehung zu Tieren: Viele der Gottheiten trugen Tierköpfe und verkörperten damit besondere Eigenschaften. Fruchtbarkeitsgöttin Bastet wurde als Katze dargestellt, Totengott Anubis als schwarzer Hund oder Schakal.

Alles heidnischer Hokuspokus? So unterschiedlich die Glaubenssysteme vergangener und neuer Zeiten auch wirken mögen, sie haben vieles gemeinsam. Noch heute suchen wir nach dem Sinn des Lebens, nach den lenkenden Kräften und vor allem nach einem Jenseits. Dahinter steckt die Abneigung, den Tod als völliges Ende der eigenen Existenz zu sehen.

Hoffnung auf ein Paradies

„Für die alten Ägypter war der Glaube an ein Leben nach dem Tod ein zentrales Element“, sagt Historiker Clark im Gespräch mit HÖRZU. „Durch Mumifizierung und die Bereitstellung von Statuen und anderen Grabbeigaben konnten die Leben

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