Schrecken des Krieges

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REPORT

Russlands Überfall auf die Ukraine jährt sich zum zweiten Mal: ARD-Korrespondent Vassili Golod über den Alltag in Kiew und die Kraft der Menschen

An der Front sind etwa 500.000 ukrainische Soldaten
Während der Krieg in Donezk (Ukraine) tobt, zieht eine Frau Hilfsgüter nach Hause
Berichtet aus der Ukraine: ARD-Korrespondent Vassili Golod im Einsatz

Es ist der 24. Februar 2022. Um 1.50 Uhr verkündet US-Außenminister Antony Blinken im Fernsehen: „Russland wird in die Ukraine einmarschieren, noch bevor die Nacht vorbei ist.“ Um 4.29 Uhr hören Reuters-Korrespondenten in Kiew entfernte Explosionen – Russland greift die gesamte Ukraine mit Raketen an, vom Land und vom Wasser. Ein Datum, an das sich viele Europäer so genau erinnern wie ARD-Korrespondent Vassili Golod.

Seit Beginn des Krieges berichtet der 31-Jährige aus der Ukraine und ist inzwischen Leiter des 2023 neu gegründeten ARD-Studios in Kiew. Im Interview mit HÖRZU spricht der Reporter über die Gefahren in seinem Arbeitsalltag, die Sorgen im Winter und erklärt, woher die Ukrainer ihre Kraft nehmen. Um an den 24. Februar 2022 zu erinnern, zeigen Fernsehsender zahlreiche Dokumentationen (u. a. s. TV-Tipps).

„Als ich am Morgen des 24. Februar 2022 in Köln mit den Eilmeldungen aufgewacht bin, war das ein Schock“, sagt Vassili Golod. Er kennt beide Länder, die im Krieg sind, seit frühester Kindheit gut: Seine Mutter ist Russin, der Vater Ukrainer. Als er zwei Jahre alt war, zogen seine Eltern mit ihm von Charkiw nach Bad Pyrmont in Niedersachsen. Seitdem besuchte Golod aber jedes Jahr seine Großeltern in Russland. „Ich habe früh mitbekommen, was diese systematische Propaganda mit Menschen macht“, sagt er. „Meine Großeltern haben wie viele Russen das russische Staatsfernsehen geguckt. Das hat sie aggressiv gemacht. Du brauchtest nur ,Ukraine‘ zu sagen – auch schon vor vielen Jahren –, und sie sind an die Decke gegangen.“

Heute lebt Golod in Kiew. Während des Interviews herrscht Luftalarm. Seit zwei Jahren ist das Alltag. „Die größte Herausforderung ist, dass du nie ein Gefühl von Sicherheit hast. Die Bedrohung ist ständig da. Je länger ich hier bin, umso mehr lerne ich, mich anzupassen und auch mal abzuschalten. Anders hältst du das nicht lange aus“, sagt Golod. „Ich fechte Florett, seit ich fünf Jahre bin. Das ist mein Ausgleich.

Andrea Beer gehört zu den vier Korrespondenten im ARD-Studio
Kameramann Robin Drescher beim Dreh in einem Krankenhaus
FOTOS: KIZIL/MARTIN/PICTURE ALLIANCE [M]; ROBIN DRESCHER/MARIA KALUS/VASSILI GOLOD/ARD KYIV (3)

Wenn ich auf der Planche stehe, kann ich für den Moment abschalten.“ Zu schlafen ist schwierig, weil man oft durch den Luftalarm geweckt wird. „Auch daran gewöhnst du dich. Ich gucke auf mein Hand

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