„Mädchen werden empowert – und die Jungs?“

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Shila Behjat ist Autorin und Feministin. Doch wenn sie sieht, wie die Super-Power-Girls an ihren Söhnen Bo (9) und Jonah (11) vorbeiziehen, ärgert sie sich über die neue Ungleichbehandlung

Jungs gehören in unserer Gesellschaft zu den Abgehängten. Sie machen die Mehrheit der Schulabbrecher aus, werden vielfach als Problemkinder wahrgenommen, und als Erwachsene sterben sie dann auch noch früher. Gegen die Super-Power-Girls von heute haben meine Söhne keine Chance. Wer kann zuerst schwimmen, Bo oder die gleichaltrige Freundin? Sie! Wer hat zuerst ein ganzes Buch gelesen? Sie! Wer antwortet schneller auf die Frage, wer Wladimir Putin ist und warum er kein „netter Mensch“ ist? Guess what? Sie! Wer weiß, was eine Ellipse ist? Zack… sie! All das ist für mich als Feministin großartig zu sehen – aber als Jungsmama zugleich grausam. Immer wieder geht es um einen Wettlauf. Und zwar um einen, der manifestieren soll, dass Mädchen heute alles und mehr können als das, was Jungs können. Ich fühle einen Schutzreflex, der sich in mir breit macht und mich meine Söhne am liebsten einstecken und verschwinden lassen will, wenn sie wieder mal wie begossene Pudel unter einem Schwergewitter weiblicher Triumphgeschichten stehen. Denkt denn jemand darüber nach, wie sie sich dabei fühlen? Also, jemand außer mir? Die Super-Power-Girls haben zwar noch nicht die Weltherrschaft übernommen. Trotzdem bleibt die Feststellung, dass sich Jahrzehnte der Förderung und Fokussierung auf Mädchen auszahlen. Und ebenso, dass es währenddessen für Jungen weit schwieriger geworden ist, durch das Leben zu navigieren, vermutlich, da für sie Vorbilder, Muster und schlichtweg Aufmerksamkeit fehlen. Es ist einfach nicht cool, ein Mann zu sein, weil alle Bilder, die wir mit Männlichkeit verbinden, von Muskeln und Bärten und von körperlicher Stärke oder Cowboy-Ei

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