Das Glück wohnt im Norden

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DAS ANDERE LEBEN

PLÖTZLICH SCHWEDEN – EINE DEUTSCHE ÜBER IHRE NEUE HEIMAT

Früher reiste sie ständig durch die Welt. Heute ist Franziska nirgends lieber als in Småland

SO VIEL GRÜN Das Haus liegt auf einer Lichtung
UNTERWEGS Auf dem Fernwanderweg Skåneleden
ANGEKOMMEN In Småland fand Franziska viel mehr als einen Rückzugsort

Vom „singenden Eis“ hat Franziska noch nie zuvor gehört, als sie die eindringlichen Töne in ihrem ersten Winter in Schweden vernimmt: Wie dumpfe Paukenschläge donnern sie durch die Nacht, als würden Felsen vom Himmel in den See krachen, minutenlang. Dazwischen erklingen immer wieder Melodien, die Walgesängen ähneln. „Ich stand im Dunkeln auf der Terrasse und habe mich ziemlich erschrocken“, erinnert sich die 30-Jährige. Zufällig stößt sie wenig später auf ein Youtube-Video, in dem jemand das Phänomen erklärt: Was da vom 200 Meter hangabwärts liegenden See hinüberwehte, waren Geräusche, die spiegelglattes Wasser macht, wenn es blitzschnell gefriert oder taut. Je schlagartiger die Temperaturen sinken oder steigen, umso lauter und intensiver die Klänge, das „Singen“ des Eises. Von nun an wird die Autorin aus Bayern öfter am Ufer stehen, lauschen und versuchen, die Quelle des Polterns und Surrens zu ermitteln – vergeblich: „Du hörst etwas, das unsichtbar ist.“ Immer wieder wird das Naturphänomen sie ehrfürchtig machen – wie so vieles hier in Småland.

Hätte ihr vor fünf Jahren jemand gesagt, dass sie ein Haus in Südschweden besitzen würde, sie hätte wohl ungläubig den Kopf geschüttelt. Bis dahin war sie, an der Seite ihres Mannes Felix, Weltreisende – dauernd unterwegs mit Zelt und Rucksack, auf der Suche nach neuen Abenteuern. Beide arbeiteten schon länger selbstständig – Franziska als Reiseautorin, Felix als Medien-Coach –, ihre Aufträge konnten sie je nach Reise von unterwegs erledigen. Immer schon haben sie sich am allerliebsten draußen in der Abgeschiedenheit aufgehalten, haben gemeinsam sogar den einsamen Westen der Mongolei zu Fuß durchquert.

Dann kommt dieser Abend im Winter 2020 im Erongo-Gebirge in Namibia. Franziska und Felix sitzen wie so oft am Lagerfeuer. Sie reden darüber, wie sie leben wollen. Liebten sie nicht letztlich bei jeder Reise dasselbe am meisten – Natur und Weite? Wäre es nicht schön, nicht ständig von Neuem auf der ganzen Welt danach suchen zu müssen, sondern einen Rückzugsort zu haben, der das immer bietet? Am Lagerfeuer in Namibia entsteht die Idee, so einen Ort in Schweden ausfindig zu machen.

IMMER WIEDER LOCKEN DIE NATUR UND DIE WEITE

Ihr Traumhaus finden sie online. Ein roter Punkt in einem Meer aus Bäumen in der südschwedischen Provinz Småland. Es steht auf einer Lichtung, der nächste Nachbar wohnt zwei Kilometer entfernt. Besichtigungen vor Ort sind wegen Corona nicht möglich, aber die Besitzer

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