Eine Akte macht sich dünne

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Dem Verbrechen auf der Spur …

Ein Arbeitstag ohne einen neuen Fall für die beiden Kommissare Haller und Barth – aber ruhig ist der Tag nur, bis nach dem Frühstück etwas Merkwürdiges geschieht …

Kommissar Haller

Bitte helfen Sie mir, den Täter zu finden!

Man könnte sich ganz schnell daran gewöhnen!“, fand Barth an diesem Morgen, als er mit dem hungrigen Kollegen Haller zum Aufzug schlenderte, der sie bereitwillig hinunter zur Kantine in der zweiten Etage bringen wollte. Und es sah tatsächlich so aus, als könne er sich ganz schnell daran gewöhnen. An dieses vermeintliche Nichtstun, in dem sie nicht mit anstehenden Befragungen von Zeugen oder anstrengenden Vernehmungen von Beschuldigten belästigt wurden und geregelte Pausenzeiten einhalten konnten. „Man kann sich ganz schnell daran gewöhnen!“

In der Kantine trafen sie auf nur wenige Kollegen, mit denen es das berufliche Schicksal ähnlich gut meinte, die also nicht im Dienst auf der Straße unterwegs waren und sich nicht mit eingezogenem Kopf im strömenden Regen aufhalten mussten. Dementsprechend gut war die Stimmung bei den vier Herren am Nebentisch, die sich über alles unterhielten, nur nicht über die Arbeit. Im Moment stand gerade das Thema „Geschenke an Feiertagen“ zur Diskussion an.

Also ich schenke meiner Mutter am Muttertag immer etwas, das vergesse ich nie“, prahlte ein Polizeihauptmeister. „Der Muttertag ist ja immer ein Sonntag, da kann ich ihr die Kleinigkeit auch immer gleich persönlich übergeben. Das mache ich, solange ich mich erinnern kann.“ Er

grinste verlegen. „Zugegeben, mir fällt das meistens erst am Samstag zuvor ein und auch nur, weil mich meine Frau daran erinnert, aber trotzdem.“ Nun hob er den Zeigefinger, einen wichtigen Hinweis für alle ankündigend. „Meine Frau bekommt nichts, sie ist ja nicht meine Mutter. Das erledigen jedes Jahr die Kinder.“

Schwieriger fand sein Sitznachbar, ein Polizeioberkommissar, die Beschenkung seines Vaters zum Vatertag. „Der fällt immer auf einen Donnerstag und das ist ein Problem. Finde mal mittwochs nach dem Dienst noch etwas, vielleicht auch noch, wenn du Spätdienst hast. Und mit dem Übergeben am Vatertag, das ist nahezu unmöglich. Mein alter Herr zieht noch immer mit seinen Freunden aus dem vorigen Jahrhundert durch die Gegend, von wirklich früh bis echt spät. Und danach ist er in einem furchtbaren Zustand und hat kein Interesse mehr, seinen Sohn zu sehen. Also stopfe ich ihm alljährlich ein Präsent in den Briefkasten. Auch wenn er das dann erst am nächsten Tag findet.“ „Man möchte sich doch nicht daran gewöhnen, wenn das hier immer so ist!“, raunte Barth in seiner Verzweiflung seinem Kaffee und seinem belegten Brötchen zu. Weil der ohne Chance mit seinem Spiegelei kämpfende Haller ihm gegenüber und damit in zu großer Entfernung saß und