Die Magie der Berührung

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Es beruhigt, tröstet, tut einfach gut – und kommt im Alltag viel zu kurz: Haut- bzw. Körperkontakt ist ein essenzielles Bedürfnis und eine starke Kommunikationsform. Wieso er so wichtig ist und was hilft, wenn niemand zum Umarmen da ist

Bitte knuddeln! Denn Körperkontakt stärkt die Bindung, streichelt die Psyche und hält sogar gesund

Es sind feine Vibrationen in immer neuen Frequenzen, auf Instrumenten, die ständig wechseln.

Das Konzert ist eröffnet. Sein Klang: unhörbar. Doch seine Wucht ist gewaltig, bewegend und im wahrsten Sinne des Wortes berührend. Genau das passiert, wenn wir einen Menschen anfassen, seine Haut spüren. Ob achtlos oder bewusst, unser Tastsinn reagiert sofort. „Eine Berührung ist zehnmal intensiver als ein verbaler oder emotionaler Kontakt“, schreibt der US-Forscher und Neurobiologe Saul Schanberg. Kein anderes Organ stimuliert uns so sehr und unmittelbar wie die Haut.

Die Natur hat das schlau eingerichtet, denn wir brauchen weder Klänge noch Bilder vor unseren Augen zum Überleben. Wohl aber Berührungen. Der Tastsinn ist der erste Sinn, der sich beim Embryo im Mutterleib entwickelt. Und Kinder, die von ihrer Mutter nur wenige Streicheleinheiten bekommen, verkümmern emotional.

Allein durch körperlichen Kontakt werden Säuglinge stimuliert, was wiederum physiologische und neurophysiologische Wachstumsprozesse im Körper in Gang setzt. Berührung ist somit eine Grundvoraussetzung dafür, dass ein Mensch sich gesund entwickeln kann.

Seele in Balance

Das passiert bei Körperkontakt

Der Tastsinn in der Haut ist extrem druckempfindlich und registriert auf jeden Reiz. Unzählige Rezeptoren erkennen sofort, wenn uns eine andere Haut berührt. Entscheidend, vermuten Forscher, sind dabei die rund 60 Millionen Merkel-Zellen, die der Göttinger Anatom Friedrich Merkel vor über 140 Jahren in den etwa 2 Quadratmetern unserer Haut vermutete. Damals konnte er den Beweis für ihre Existenz nicht erbringen, die Forschung war noch nicht so weit, dass sie die Arbeit unserer Nerven sichtbar machen konnte. Seit 2009 weiß man jedoch, dass Merkel richtig lag mit der Annahme, dass die später nach ihm benannten Zellen mit Nervenenden verbunden sind. Über sie werden die Informationen innerhalb von 20 Millisekunden über die Nervenbahnen und das Rückenmark in Richtung Gehirn elektrisch weitergeleitet.

Wirkt wie Medizin

Berührung beruhigt, tröstet, besänftigt. Sie verstärkt auch das Nähegefühl zwischen zwei Menschen. Denn beim Hautkontakt werden die Glücks- und Kuschelhormone Dopamin und Oxytocin ausgeschüttet. Deshalb schrieb der griechische Arzt Hippokrates bereits im Jahr 400 v. Chr.: „Ein Arzt muss in vielen Dingen bewandert sein, vor allem im Reiben.“ Handauflegen, um zu heilen, galt als große Kunst. Berührung als medizinische Maßnahme? Unbedingt.

Viele gesunde Effekte