Haller geht auf die Matte

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Dem Verbrechen auf der Spur …

Kriminalkommissar Barth wartet vor einem Mehrfamilienhaus im Dienstwagen auf seinen Kollegen – aber er wartet lange und leider länger als das angegebene „Minütchen“, denn Haller kommt nicht zurück …

Kommissar Haller

Bitte helfen Sie mir, den Täter zu finden!

Als Kriminalhauptkommisar Haller ihren Dienstwagen vor dem Haus vorbildlich in die schmale Lücke zwischen einem überlangen Transporter und einem bärenhaften SUV manövriert hatte, erklärte Christoph Barth: „Ich möchte nur noch mal kurz telefonieren, ich komme gleich nach …!“ Haller winkte ab: „Musst Du nicht, die Sache dauert nicht lange, das bekomme ich allein hin!“ Barth zuckte mit den Schultern. Das Haus hatte fünf Etagen und keinen Aufzug, schaden konnte es dem kräftigen Kollegen nicht, wenn der mal ein paar Treppen stieg. Und gefährlich würde es auch nicht werden, sie wollten schließlich keine Verdächtigen, sondern nur zwei Zeugen im Haus um eine kurze Information bitten.

Eine eklatante Fehleinschätzung, wie sich bald herausstellen sollte, und ein wirklich leichtsinniges Verhalten der beiden Kommissare, denn als das von Haller im Weggehen flüchtig in Richtung Auto hingeworfene „Minütchen“ zum fünfzehnten Mal vergangen war, wurde Barth unruhig. Er stieg aus und lief zum Haus. Aber so einfach, wie eben der Kollege nach einer Bewohnerin durch die Tür gehuscht war, gelang ihm das nicht. Nach kurzem Überlegen entschied er sich für die linken Namen auf der Klingeltafel und drückte sie nacheinander von oben nach unten, dazwischen immer auf eine Reaktion wartend. Nach dem letzten Klingeln fragte eine weibliche Stimme misstrauisch: „Ja, bitte?“ Gasableser und Pizzabote fand Barth zu riskant, deshalb rief er fröhlich: „Die Post, ein Paket!“

Auf dem ersten Treppenabsatz erwartete ihn zwar keine Großmutter in Kittelschürze und mit Küchenmesser drohend, doch die schlanke Fünfzigjährige inglänzend schwarzen Leggings in Lederoptik fand er nicht minder gefährlich. „Paketbote?“, lächelte sie, als der Kommissar vor ihr stand. „Zu dieser Zeit? In diesem Aufzug? Außerdem bringt die Post nur die Post, nicht die Pakete! Versuchen Sie es noch einmal!“ Barth kramte seinen Dienstausweis aus der Innentasche, zeigte ihn vor und durfte passieren. Kommissar Haller lag auf dem Absatz zwischen der zweiten und dritten Etage, auf dem Bauch, mit dem Kopf direkt an der Wand, atmete schwer und presste eine Hand auf die blutende Wunde am Kopf. Vorsichtig sprach Barth seinen Kollegen an, half ihm beim Aufsetzen und rief dann den Rettungswagen.

Fotos: Panthermedia, pixabay