Mit Vollgas in die Liebe

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Liebesroman zum Träumen

Sandra ärgert sich über den Fahrer eines SUV und kann sich einen blöden Spruch nicht verkneifen. Doch dann muss sie feststellen, dass Dinge selten so sind, wie sie scheinen …

Sandra kam von der Arbeit. Ihr Heimweg führte auch durch eine schmale Kopfsteinpflasterstraße, in der sich der Verkehr regelmäßig staute: Weil an den Seiten ständig alles zugeparkt war, kamen hier keine zwei Autos aneinander vorbei. Sandra ärgerte sich immer wieder über dieses Gedränge. Sie selbst hatte ihr Auto längst abgeschafft, nahm bei schönem Wetter das Fahrrad, bei schlechtem Bus und Bahn. Direkt vor ihr zwängte sich jetzt ein großer SUV in eine Parklücke, in die zwei Kleinwagen gepasst hätten.

Diese Riesenautos hatte sie besonders gefressen – wozu brauchte man in der Stadt solche Ungetüme …?

Aus dem SUV stieg nun ein Mann, den Sandra vom Sehen her kannte, er musste irgendwo in ihrer Nachbarschaft wohnen. Sie konnte es sich nicht verkneifen, ihm im Vorbeigehen ein „Na, da haben Sie aber einen tollen Panzer!“ zuzurufen. „Ihnen auch einen wunderschönen Tag!“, hörte sie den Mann ihr hinterherrufen. Ohne darauf zu reagieren, ging sie weiter. Aber abschütteln konnte sie das Gehörte nicht. Denn es stimmte ja: Egal, was sie persönlich von einem solchen Auto hielt – Unfreundlichkeit war keine Lösung. Und eigentlich war Sandra auch gar nicht so. Doch die letzten Wochen im Job waren extrem anstrengend gewesen, so dass sie sich seltsam dünnhäutig fühlte. Gestern hatte sie sich am Telefon auch noch mit ihrer Tochter gestritten, das lag ihr ebenfalls auf der Seele. Vielleicht wäre ich nicht dauernd so angestrengt, wenn ich wieder eine Beziehung hätte, dachte sie. Aber ihre Ehe war vor drei Jahren übel zu Ende gegangen, und Sandra wollte so etwas um keinen Preis noch einmal erleben. Hatte sie sich inzwischen so verhärtet, dass sie wildfremde Menschen auf der Straße anmeckern musste …?

Foto: stock.adobe.com (Szene nachgestellt)

Warum reagierte sie auf ihn bloß so unfreundlich?

Am nächsten Morgen stieß sie, als sie aus der Haustür trat, beinahe mit dem Mann von gestern zusammen. Er würdigte sie keines Blickes, aber Sandra fasste sich ein Herz. „Es tut mir leid“, sagte sie. „Ich hätte mir die Bemerkung gestern verkneifen sollen. Was Sie für ein Auto fahren, ist schließlich Ihre Sache.“ Seine Miene wurde schlagartig freundlich, und Sandra stellte fest, wie sympathisch und attraktiv er doch war. „Der Witz ist, dass ich den Wagen selbst blöd finde“, erklärte er. „Meine alten Eltern haben ihn mir vor Kurzem überlassen, weil sie zum Glück von selbst darauf gekommen sind, dass sie nicht mehr Autofahren sollten. Ich werde ihn verkaufen. Sie brauchen nicht vielleicht ein Auto? Oder, wie Sie gestern meinten: einen Panzer?“ Sandra lachte auf. Sein Humor gefiel ihr. Und sie war froh über die Lektion,