I CAN BUY MYSELFflowers

4 min lesen

Frei nach diesem, Miley Cyrus’ Motto lebt unsere Autorin. Hier schreibt sie, wie sie es lieben gelernt hat, allein in Restaurants zu sitzen und Dinge nur für sich zu genießen

TEXT: SUSANNE KALOFF

UND DIE LAUNE BLÜHT
Mehr als die Hälfte aller Kundinnen in Blumenläden kaufen dort in erster Linie für sich ein, die übrigen verschenken Sträuße an andere Frauen. Gut so, schließlich hat eine Studie ergeben: Wer sich mit Blumen umgibt, ist weniger gestresst und fröhlicher
FOTO: BORIS JANOVIC/STOCKSY

7 Min.Lesedauer

Gestern stand ich in der Schlange des Tickethäuschens der Hamburger Staatsoper an, weil ich spontan Lust hatte auf Ballett. Es gab noch Karten für „Jane Eyre“. Die Inszenierung von John Neumeier dreht sich um eine revolutionär mutige, selbstbewusste Frauenfigur. Der Mann hinter der Kasse fragte: „Wie viele Karten brauchen Sie?“ Und als ich „Nur eine“ antwortete, dachte ich mir, das „Nur“ hätte ich mir echt sparen können. Vor allem aber überlegte ich, wie die Menschen hinter mir in der Schlange mich wohl sehen – als eine revolutionär mutige, selbstbewusste Frauenfigur? Oder als ein trauriger Einzelfall, die niemanden an ihrer Seite und in ihrer Loge haben wird …?

Es wird interessanterweise ein Unterschied gemacht zwischen Vergnügen und Notwendigkeit. Eine Frau, die allein im ICE sitzt, ist unauffällig, denn sie muss ja von A nach B, eventuell ist sie für den Job unterwegs. Ein hektisch eingenommener Imbiss in der Mittagspause geht auch allein noch durch, sie kann ja nicht verhungern. Aber sobald es um schieren Genuss geht (Theater, ein Dinner bei Kerzenlicht, eine Kunstausstellung, Urlaub) wird sie in der Gesellschaft als Opfer wahrgenommen. Dahinter steckt vermutlich der Glaube, solche Dinge täte ja niemand freiwillig gern allein und man wünsche sich nichts sehnlicher, als diesen Ausnahmezustand schleunigst zu ändern. Aber bis es so weit ist, müssen sie da eben durch, die Armen.

OH, WIE SCHÖN IST SELBSTFÜRSORGE

Diese weitverbreitete Ansicht, erinnert mich immer ein bisschen an das kranke Instagram-Phänomen: Wenn niemand zuguckt, ist es nichts wert, was du tust. Wenn niemand sieht, was du treibst, hat es möglicherweise gar nicht stattgefunden. Hast du dann überhaupt gelebt? Wenn niemand neben dir steht, dem du auf die Schulter tippen und rufen kannst „Guck mal, der Sonnenuntergang!“ oder „Schau mal, diese Pirouette!“, ist es dann weniger wertvoll? Leben wir nur durch andere, sehen wir das Fantastische, unsere eigene Schönheit

Dieser Artikel ist erschienen in...

Ähnliche Artikel

Ähnliche Artikel